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WMTRC 2023: Angermund und Geoffray holen Gold im Short Trail

Der norwegische Trailrunning-Star Stian Hovind Angermund konnte auf der anspruchsvollen Trailrunning-Strecke von Innsbruck ins Stubaital seinen Titel aus dem Vorjahr mit einer überzeugenden Leistung verteidigen. Bei den Frauen hatte Clementine Geoffray aus Frankreich letztlich in einem spannenden Duell mit der Schweizerin Judith Wyder die Nase vorne.
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45,2 Kilometer mit einer Höhendifferenz von 3.132 Metern bergauf und 2.719 Metern bergab, 85% davon auf Trailstrecken, 2% auf Forststraßen und 13% auf Asphalt – diese große Herausforderung wartete heute auf 154 Teilnehmerinnen und 172 Teilnehmer an den WM-Entscheidungen im Short Trail. Die Strecke führte vom Start vor dem Tiroler Landestheater in der Innsbrucker Innenstadt hinaus in den Naturpark Karwendel, dann das Inntal an der westlichen Stadtgrenze der Landeshauptstadt überquerend hinauf zur Mutterer Alm und im alpinen Gelände von bis zu 2.000m über dem Meer und deutlich darüber bei teilweise rutschigen Bedingungen mit Schneeresten am Streckenrand hinein ins Stubaital, wobei sich mehrere knackige Anstiege und technische Abstiege abwechselten. Vorbei an der Schlickeralm und über das Kreuzjoch erreichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Starkenburger Hütte, von wo es steil bergab ins Ziel nach Neustift im Stubaital ging.

Großes Saisonziel erreicht

Stian Hovind Angermund wurde seiner Favoritenrolle früh im Rennen gerecht und übernahm nach rund einem Drittel des Rennens die Führung gemeinsam mit Thomas Roach, der von Beginn an für ein hohes Tempo im Rennen sorgte. Doch hinauf zur Mutterer Alm, die nach 20,5 Kilometer erreicht war, setzte sich der Skandinavier ab und kontrollierte ab diesem Zeitpunkt das Rennen nach Belieben. Zwar verringerte sich der Vorsprung von zeitweise fast drei Minuten in der Schlussphase etwas, Angermund erreichte das Ziel nach exakt 4:19 Stunden Laufzeit. Im ORF-Interview sagte der Norweger: „Dieser Titel war mein großes Ziel für dieses Wettkampfjahr, daher bin ich überglücklich, wie das Rennen geglückt ist. Ich war sehr gut in Form, besser als bei meinem Titel im Vorjahr.“

Silbermedaille für Wahl-Tiroler

Silber ging an Thomas Roach, der ein Heimspiel feierte. Der Brite lebt seit vielen Jahren in Innsbruck und kennt das alpine Terrain rund um die Tiroler Landeshauptstadt bestens. Mit der Silbermedaille zeigte sich der für das britische Team antretende Läufer überglücklich. Roach war bereits einmal ÖLV-Staatsmeister im Marathon, seit seiner ersten Nominierung für den britischen Verband ist er aber nicht mehr für Österreichische Meisterschaften startberechtigt. Bei dieser ersten Nominierung für den britischen Verband im Rahmen der in Tirol ausgetragenen Masters-Berglauf-WM im September 2021 fanden die Anti-Doping-Jäger eine nicht erlaubte und nicht leistungssteigernde Substanz in seiner Probe, wodurch er eine dreimonatige Sperre durch die Athletics Integrity Unit (AIU) ausfasste, die aufgrund der Saisonalität eher warnenden als strafenden Charakter hatte. Im Jahr 2022 war Roach der große Kontrahent von Manuel Innerhofer in der Golden Trail National Series von Salomon, beide qualifizierten sich für das Finale. Die WM-Silbermedaille im Trailrunning ist für den 42-Jährigen der bisher größte sportliche Erfolg.

Erfolgreiche Aufholjagd von Del Nero

Während Angermund, übrigens laut Veranstalter-Informationen ohne jegliche Verpflegung unterwegs, und Roach dem Rennverlauf ziemlich ihren Stempel aufdrückten, blieb der Kampf um Bronze durch ständige Positionswechsel spannend. Der Italiener Luca Del Pero, zur Halbzeit noch rund zwei Minuten hinter Bronze, hatte in seinem ersten Rennen über eine derartig lange Distanz, wie er im Interview im Livestream betonte, im Finale die größten Reserven und hängte seine Kontrahenten um Bronze deutlich ab. Als beste deutschsprachige Athleten erreichten Benedikt Hoffmann aus Deutschland und Stephan Wenk aus der Schweiz das Ziel als Zehnter und Elfter.

© WMTRC 2023 / roast media

Matt bester Österreicher, Innerhofer von Krämpfen geplagt

Bester Österreicher wurde Dominik Matt (LG Decker Itter), der sich im ORF-Interview beflügelt vom WM-Heimspiel und vom Publikum, das die Teilnehmer insbesondere auf dem finalen Kilometer mit sehr viel Begeisterung motivierte, sein Rennen sehr gut einteilte und als 29. unter die Top-30 kam – zu einem respektablen Ergebnis.

Damit lag er drei Positionen vor dem designierten besten Österreicher, Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau). Entgegen seiner Ankündigungen im gestrigen Gespräch mit RunAustria (siehe RunAustria-Vorbericht) wählte der 27-Jährige eine offensivere Herangehensweise und arbeitete sich im ersten Renndrittel bis auf Platz neun vor. Beim Anstieg hinauf zur Mutterer Alm allerdings hatte der Salzburger erstmals mit Krämpfen in den Oberschenkeln zu kämpfen, die er nie wieder los wurde. „Wenn man weit vorne landen will, muss man etwas riskieren. Das ist heute nicht aufgegangen, so ist es im Sport“, erklärte er im Interview mit dem ORF, der große Teile des Rennens live im Fernsehen übertrug. Der Stolz mit Kampfgeist trotz der Schmerzen durchgebissen zu haben und doch im ersten Viertel des Feldes angekommen zu sein überwog die Enttäuschung über das Resultat.

Geoffray glückt spannende Aufholjagd

Im Rennen der Frauen entwickelte sich bei wechselnden Bedingungen mit Wind und phasenweise leichtem Regen ein spannendes Duell um Gold zwischen der Schweizerin Judith Wyder und der Französin Clementine Geoffray. Dabei begann es rasant: Die EM-Vierte im Vertical des Vortages, Laura Hottenrott wollte nichts von müden Beinen zeigen und ging gleich als Solistin in Führung – das Rennen beenden sollte sie nicht. Nach knapp fünf Kilometern übernahm Wyder das Kommando und erarbeitete sich bis zur Mutterer Alm einen Vorsprung von zweieinhalb Minuten auf die Deutsche und 3:11 Minuten auf die spätere Weltmeisterin aus Frankreich. Im alpinsten Gelände des Kurses begann nun die Aufholjagd von Geoffray, die den Rückstand bis zur Schlicker Alm (KM 30,8) auf eineinhalb Minuten verkleinen konnte. Beim Kreuzjoch waren es nur noch 50 Sekunden, gut zehn Kilometer waren noch zu absolvieren. Und der Vorsprung schmolz schnell, kurz vor der Starkenburgerhütte bei Kilometer 38,4 kam es zum entscheidenden Überholmanöver. Bergab war Clementine Geoffray nicht mehr zu halten und siegte in 4:53:12 Stunden mit zwei Minuten Vorsprung auf Wyder, beide zeigten sich in ersten Interviews höchst zufrieden.

© WMTRC 2023 / roast media

Mit gebrochener Zehe beste Österreicherin

Die Gold- und Silbermedaillengewinnerin agierten in einer eigenen Liga. Über 16 Minuten nach der Siegerin erreichte die zweitbeste Schweizerin des Tages, Theresa Leboeuf das Ziel als Bronzemedaillengewinnerin. Sie hielt in der finalen Passage Jennifer Lichter aus den USA deutlich auf Distanz. Beste Deutsche war Daniela Oemus auf Platz sechs, beste Österreicherin Johanna Hiemer (Union Pottenstein), im Winter eine starke Skibergsteigerin, auf Rang 32. Die 28-Jährige absolvierte die Herausforderung nach einem Missgeschick am vergangenen Wochenende mit einer gebrochenen Zehe. „Mit nur fünf Wochen gezielter Vorbereitung nach der Wintersaison war einfach nicht mehr drinnen. Die Zehe hat mich nicht so sehr behindert. Mein Ziel war gut durchzukommen, das ist mir gelungen“, kommentierte Hiemer.

Zweimal Platz zehn für Österreich in Nationenwertungen

In der Teamwertung schaffte es das rot-weiß-rote Trio auf Position zehn. Der westliche Nachbar aus der Schweiz schaffte mit der Silbermedaille hinter dem siegreichen Team aus Frankreich und vor den USA in der Nationenwertung das dritte Edelmetall in diesem Bewerb. In der Nationenwertung der Männer erreichte das österreichische Team beim Sieg Großbritanniens vor Italien und Frankreich ebenfalls Platz zehn, knapp hinter der Schweiz. Kurioserweise platzierte sich nicht nur das österreichische Team in den Nationenwertung zweimal gleich, auch das deutsche Team erzielte zwei siebte Plätze – bei den Frauen geschwächt durch den Ausstieg von Hottenrott und dem Nicht-Antritt von Sarah Kistner.

Ergebnisse Trail Short, WMTRC 2023 (45,2 km)

Männer

Gold: Stian Hovind Angermund (Norwegen) 4:19:00 Stunden
Silber: Thomas Roach (Großbritannien) 4:21:18 Stunden
Bronze: Luca Del Pero (Italien) 4:22:04 Stunden

  1. Thibault Baronian (Frankreich) 4:25:42 Stunden
  2. Jonathan Albin (Großbritannien) 4:26:57 Stunden
  3. Francesco Puppi (Italien) 4:28:16 Stunden
  4. Andrzej Witek (Polen) 4:29:21 Stunden
  5. Kristian Jones (Großbritannien) 4:30:37 Stunden
  6. Fréderic Tranchand (Frankreich) 4:31:07 Stunden
  7. Benedikt Hoffmann (Deutschland) 4:32:28 Stunden
  8. Stephan Wenk (Schweiz) 4:34:08 Stunden

    27. Marc Dürr (Deutschland) 4:44:47 Stunden
    29. Dominik Matt (Österreich) 4:46:08 Stunden
    32. Hans-Peter Innerhofer (Österreich) 4:49:28 Stunden
    34. Tobias Baggenstos (Schweiz) 4:50:36 Stunden
    40. Thomas Wanninger (Deutschland) 4:54:08 Stunden
    44. Marcel Höche (Deutschland) 4:54:45 Stunden
    45. Andreas Rieder (Österreich) 4:55:09 Stunden
    49. Francois Leboeuf (Schweiz) 4:57:37 Stunden
    52. Rüdi Becker (Schweiz) 5:01:51 Stunden
    81. Christin Leu (Schweiz) 5:21:15 Stunden
    87. Martin Anthamatten (Schweiz) 5:26:47 Stunden
    97. Gerhard Kaufmann (Österreich) 5:35:25 Stunden
    142. Bruno Schumi (Österreich) 6:42:40 Stunden
    DNF Sebastian Falkensteiner (Österreich)

Nationenwertung (drei besten Zeiten addiert)

Gold: Großbritannien 13:18:52 Stunden
Silber: Italien 13:26:32 Stunden
Bronze: Frankreich 13:34:38 Stunden

  1. Polen 13:57:25 Stunden
  2. Norwegen 13:57:36 Stunden
  3. USA 14:03:50 Stunden
  4. Deutschland 14:11:23 Stunden
  5. Spanien 14:21:28 Stunden
  6. Schweiz 14:22:21 Stunden
  7. Österreich 14:30:45 Stunden

Frauen

Gold: Clementine Geoffray (Frankreich) 4:53:12 Stunden
Silber: Judith Wyder (Schweiz) 4:55:13 Stunden
Bronze: Theresa Leboeuf (Schweiz) 5:09:29 Stunden

  1. Jennifer Lichter (USA) 5:11:55 Stunden
  2. Emilia Brangefält (Schweden) 5:15:11 Stunden
  3. Daniela Oemus (Deutschland) 5:16:34 Stunden
  4. Oihana Kortazar (Spanien) 5:18:45 Stunden
  5. Emilie Forsberg (Schweden) 5;18:45 Stunden
  6. Emkay Sullivan (USA) 5:19:43 Stunden
  7. Louise Serban-Penhoat (Frankreich) 5:20:21 Stunden

    22. Anja Kobs (Deutschland) 5:31:28 Stunden
    29. Lena Laukner (Deutschland) 5:37:12 Stunden
    32. Johanna Hiemer (Österreich) 5:38:21 Stunden
    33. Nina Zoller (Schweiz) 5:39:32 Stunden
    42. Emma Pooley (Schweiz) 5:48:17 Stunden
    47. Ariana Wilhelm (Schweiz) 5:54:03 Stunden
    48. Michaela Pilat (Österreich) 5:54:28 Stunden
    52. Doni Gorla (Deutschland) 5:59:37 Stunden
    60. Isabell Bichler (Österreich) 6:10:39 Stunden
    74. Shelly Schenk (Schweiz) 6:24:47 Stunden
    105. Anja Neumann (Österreich) 7:08:09 Stunden

Nationenwertung (drei besten Zeiten addiert)

Gold: Frankreich 15:35:53 Stunden
Silber: Schweiz 15:44:14 Stunden
Bronze: USA 15:54:29 Stunden

  1. Schweden 16:06:47 Stunden
  2. Spanien 16:13:34 Stunden
  3. Italien 16:15:25 Stunden
  4. Deutschland 16:25:14 Stunden
  5. Portugal 17:54:13 Stunden
  6. Kanada 17:42:16 Stunden
  7. Österreich 17:43:28 Stunden

WMTRC 2023 in Innsbruck-Stubai

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