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WM 2023: Arop sorgt für kanadische Premiere

Marco Arop ist der erste kanadische Weltmeister im 800m-Lauf. Der 24-Jährige zeigte bei den Weltmeisterschaften in Budapest, dass er mit dieser Saison einen neuen Reifegrad erreicht hat. Im Finale ließ er den Kenianer Emmanuel Wanyonyi keine Chance. Der Brite Ben Pattison sorgte für die wohl unerwarteste Laufmedaille dieser Titelkämpfe.
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Marco Arop ist ein Versprechen für den kanadischen Laufsport. Ein Jahr, nachdem er in Eugene mit Bronze seine erste internationale Medaille gewonnen hat, löste er es bei den Weltmeisterschaften in Budapest erstmals zur vollen Gänze ein. Gold im 800m-Lauf, in einer Disziplin, in der Kanada bisher erst zwei Medaillen gewonnen hat: durch ihn selbst 2022 und durch Gary Reed 2007 (Silber). „Dieser Erfolg bedeutet alles für mich. Ich bin so glücklich, endlich an der Weltspitze zu stehen“, jubelte der Kanadier. Sein Erfolg ist folgerichtig, denn Arop ging als Weltranglisten-Führender in die Titelkämpfe. Er leistete einen wesentlichen Beitrag, dass Kanada hinter den USA Rang zwei des Medaillenspiegels erklomm – auch das ein historischer Erfolg.

Versprechen eingelöst

Marco Arop wurde im Herbst 1998 in Khartum, der Haupstadt des Sudan, geboren. Im Alter von vier Jahren kamen er und seine Familie als Flüchtlinge nach Kanada und fanden in Edmonton eine neue Heimat. Marco wandte sich erst mit 17 Jahren der Leichtathletik zu, an der Mississippi State University erkannte man aber sein herausragendes Talent und förderte es. Arop war schon immer schnell und insbesondere in Frontruns. Etliche Male gelangen ihm starke Endzeiten, etliche Male wirkte sich die Führungsarbeit aber negativ auf seine Endphase aus und er konnte gegen die Endspurts der Kontrahenten nichts entgegensetzen. So geschehen beispielsweise bei den Olympischen Spielen in Tokio, als er überraschend im Halbfinale scheiterte, oder bei den Hallen-Weltmeisterschaften von Belgrad, wo er nur Siebter wurde. Doch Arop lernte auch das taktische Racing, in Oregon rettete er die Bronzemedaille, nachdem er im WM-Finale die meiste Zeit geführt und als Gold-Kandidat gegolten hatte. „Ich wollte nicht als der Typ bekannt werden, der nur auf eine einzige Art und Weise seine Wettkämpfe zu bestreiten weiß“, erklärte er nach seinem WM-Titel. „Heute waren viel Geduld und die richtige Position für meinen Angriff gefragt.“

Ergebnis des 800m-Finals der Männer, WM 2023
Gold: Marco Arop (Kanada) 1:44,24 Minuten
Silber: Emmanuel Wanyonyi (Kenia) 1:44,53 Minuten
Bronze: Ben Pattison (Großbritannien) 1:44,83 Minuten

 
4. Adrian Ben (Spanien) 1:44,91 Minuten
5. Slimane Moula (Algerien) 1:44,95 Minuten
6. Tshepiso Masalela (Botswana) 1:45,57 Minuten
7. Bryce Hoppel (USA) 1:46,02 Minuten
DQ Djamel Sedjati (Algerien)

Neue Taktik

In Budapest bestach er mit sichtlich lockeren Führungsläufen im Vorlauf und im Halbfinale. Doch Richtung Finale änderte er seine Taktik und zwar erfolgreich, nicht nur, weil er den ein oder anderen damit überraschte, der sich womöglich auf eine schnellen erste Runde mit Arop an der Spitze eingestellt hatte. Arop lag zur Halbzeit des Rennens gar ganz hinten, während vorne etwas zögerlich das Tempo bestimmt wurde. Erst lag Ben Pattison, mit Tshepiso Masalela aus Botswana größter Außenseiter im Finalfeld, an der Spitze, dann übernahm Emmanuel Wanyonyi. Der Kenianer führte die Gruppe in einer Zwischenzeit von 52,68 Sekunden in die zweiten Runde.

Zwischenspurt an die Spitze

Arop löste sich nun, machte in der Kurve außen ein paar Positionen gut und zog auf der Gegengerade auf Bahn zwei durch bis an die Spitze. Die Distanz zwischen den Lichtschranken bei 500 und 600 Metern legte laut Daten von World Athletics er in einer Zeit von 12,26 Sekunden zurück, Wanyonyi brauchte für diesen Abschnitt 13,02 Sekunden. Zweitschnellster in diesem Abschnitt war der am Ende disqualifizierte Djamel Sedjati in 12,68 Sekunden.

Arop bog als Führender in die letzte Kurve ein und hatte ausgangs dieser bereits einen deutlichen Vorsprung von drei Zehntelsekunden. Diesen hielt er dank eines guten Finishs auf Wanyonyi, der sich sichtlich über seine erste WM-Medaille freute – mit gerade einmal 19 Jahren war der ehemalige Junioren-Weltmeister der jüngste Läufer im Feld. Arops Siegerzeit lautete 1:44,24 Minuten, Wanyonyi finishte in 1:44,53 Minuten. Kenia hat damit seit 2015 immer eine Medaille im 800m-Lauf gewonnen.

© Stephen Pond / Getty Images for World Athletics

Sensationsmedaille für Pattison

Die Überraschung des Rennens lieferte Ben Pattison, der sich über die Gesamtdistanz prächtig präsentierte und im Endspurt in einer Zeit von 1:44,83 Minuten die Bronzemedaille sicherte. „Unglaublich, diese Medaille bedeutet die Welt für mich“, jubelte der Bronzemedaillengewinner der letztjährigen Commonwealth Games, der sich erst im letzten Moment für die WM qualifizieren konnte, indem er beim Diamond-League-Meeting in London das Limit erbrachte. Wie historisch der Erfolg des 22-Jährigen ist, der sich mehrfach ungläubig durch seinen Kurzhaarschnitt fuhr, mag man bei einem Land mit einer derartig großen Mittelstrecken-Tradition kaum glauben: Es ist die erste britische 800m-WM-Medaille seit Peter Elliott 1987 in Rom.

Vierter wurde Hallen-Europameister Adrian Ben, der in den Tagen von Budapest einen starken Eindruck hinterließ und dem gerade einmal 0,08 Sekunden auf die erste spanische 800m-WM-Medaille fehlten. Der spanische Meister stand in drei seiner letzten vier globalen 800m-Finals, nur in Oregon 2022 scheiterte er frühzeitig. Nach Platz sechs in Doha 2019 und Platz fünf in Tokio 2021 ist der vierte Rang in Budapest sein bisheriges Top-Resultat – vielleicht gelingt der nächste Schritt in Paris 2024. Im Gegensatz zu 2022 gingen die Algerier dieses Mal leer aus, auch der US-Amerikaner Bryce Hoppel hatte als Siebter keine Chance.

Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2023 in Budapest

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