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Wie Laufkleidung immer nachhaltiger wird

Immer mehr Marken finden Wege, Laufkleidung nachhaltiger zu produzieren. Das RunUp hat sich einige zukunftsgerichtete Wege angesehen.
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Atmungsaktiv, funktionell, vor Wettereinflüssen schützend. So muss Sportkleidung sein. Denn sie hat die Aufgabe, sportliche Einheiten so komfortabel und effizient zu gestalten wie möglich. Nicht minder ist unsere Erwartung an einen potenten Markt, der unser sportliches Freizeitvergnügen mit seinem Angebot verschönert. Immer mehr Unternehmen finden Wege, diese Ambition mit nachhaltiger Produktion zu vereinen. Das RunUp hat sich exemplarisch einige zukunftsgerichtete Wege angesehen.

Dass das Thema Nachhaltigkeit im Sportbusiness in den letzten Jahren rasant an Bedeutung dazugewonnen hat, ist offensichtlich. Es löst sich damit auch von der lauten Kritik vor einigen Jahren, die davor warnte, dass das Sportbusiness moderne Tendenzen verschlafen und vernachlässigen würde. Davon kann nun laut neueren Entwicklungen keine Rede mehr sein. Das liegt auch daran, dass Umfragen mit klaren Ergebnissen darlegen, dass authentische Nachhaltigkeitsmaßnahmen Kaufentscheidungen positiv beeinflussen, selbst wenn Verkaufspreise bis zu einem bestimmten Grad steigen.

Gemeinsame Ziele

Kaum eine der großen Firmen auf dem Laufmarkt hat heute nicht seine Nachhaltigkeitskampagne am Start, mit mehr oder weniger konkreter Substanz. Es geht auch darum, nicht abgehängt zu werden. Gemeinsame Hauptziele lauten, eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu gestalten, Rohstoffe aus nachhaltiger und pflanzenbasierter Produktion zu nutzen, u.a. auf Basis von Recycling-Prozessen, und das alles mit innovativen Ideen zu verknüpfen. Beim Beschreiten neuer Wege erleichtern gezielte Partnerschaften oftmals, Herausforderungen zu nehmen. Ein Rundblick in der Szene über die Strategien und Maßnahmen auf dem Markt zeigt: Kleine lokale Startups und Unternehmen treten mit erfrischenden Ideen auf und sorgen für einen bunten Mix mit allgemeinen, branchenspezifischen Strategien der Marktführer.

Ein Schlüssel zu einem nachhaltigeren Leben

Fakt ist: Das Laufen an sich ist eine höchst nachhaltige Bewegungsform und hat das Potenzial, durch seine Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden im Alltag, nachhaltig positiv auf uns und unser Leben zu wirken. Fakt ist aber auch, dass die gegenwärtige Produktion von Kleidungsstücken und Schuhen prinzipiell die Umweltfreundlichkeit nicht fördert, weil schädliche Grundstoffe wie synthetische Fasern aus Erdöl bzw. Plastik seit Jahrzehnten im Spiel sind. Das betrifft nicht nur die Produktion, sondern in einer Linearwirtschaft auch das „Weiterleben“ nach Gebrauch. Daher haben Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Herstellung und in einer Wiederverwendung von Sportkleidung auch ein hohes Potenzial einer verbesserten Ökobilanz in der Zukunft. Ansätze und Ideen werden längst in gestarteten und etablierten Prozessen umgesetzt.

Nachhaltigkeit in der Unternehmensphilosophie

Ein Beispiel mit geradezu vorbildlicher Ausstrahlung liefert der Laufschuhhersteller ICEBUG, der sich zu einem klaren „Ja“ zu reduzierten Emissionen, Wissensaustausch und erhöhter Transparenz bekennt. So lehnt das schwedische Unternehmen Luftfrachtversand und Greenwashing vollständig ab. Greenwashing beschreibt irreführende, weil nicht ganzwahrheitliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen, oft zu PR-Zwecken.

Bis 2030 will das in der natürlichen Umgebung von Göteborg ansässige Unternehmen, das bereits mit Nachhaltigkeitszertifikaten ausgezeichnet ist, seine CO2-Emissionen um mindestens die Hälfte reduzieren. ICEBUG legt die Produktionswege, entstandene CO2-Emissionen und verwendete Materialien im Sinne der Transparenz und Nachvollziehbarkeit offen und vertraut ausschließlich auf Schiffstransporte aus den Fabriken in Vietnam nach Europa – trotz potenzieller Wettbewerbsnachteile in puncto Geschwindigkeit. Außerdem bekennt sich ICEBUG aktiv zu einer gesunden Unternehmensphilosophie, fixen Spendentätigkeiten und setzt sich für den Erhalt von Altwäldern in Schweden ein.

Zwei heimische Initiativen

Auch auf dem österreichischen Markt spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Das Wiener Startup Montreet verwendet für seine Kleidungsstücke ausschließlich recycelte und natürliche Fasern und Materialien und achtet auf eine faire Produktion in Europa. Dadurch gelingt ein Recycling innerhalb einer Kreislaufwirtschaft. In Zusammenarbeit mit einem nachhaltigen italienischen Unternehmen basieren die Leggins beispielsweise auf eine Hightech-Faser, die aus der Rizinuspflanze gewonnen wird.

Ein weiteres Wiener Startup, Fitico Sportswear, setzt auf die Wiederverwendung alter Fischernetze, die als eine der Hauptlasten für grassierenden Plastikmüll im Meer gelten. Sie werden zerkleinert, eingeschmolzen und zu Econyl®, einem 100% regenerierten Nylongarn, verarbeitet. Das Material, aus dem die in Portugal, also innerhalb der Europäischen Union, produzierte Sportkleidung besteht, ist hochfunktional und nachhaltig zugleich. Das ist im übrigen der Anspruch vieler Initiativen und innovativen Ideen in unterschiedlichen Unternehmen: Der Tragekomfort und die Funktionalität der Sportkleidung entsprechen den etablierten Erwartungen an Sportkleidung. Ein weiteres Nachhaltigkeitsschmankerl von Fitico Sportswear sind optionale, wiederverwendbare Versandtaschen.

Das Shirt, das etwas zurückgibt

Natürliche Holzfasern der Marke Tencel und Algenfasern sind das Geheimnis des biologisch abbaubaren Laufshirts des Sportswear Startup VIDAR Sports aus Frankfurt. Für das Unternehmen ist natürliche Sportkleidung Firmenambition. Auf Polyester als Material wird gänzlich verzichtet. Die natürliche Fasermischung vermindert den Schweißgeruch effektiv, daher ist das Shirt zum Mehrfachtragen konstruiert. Die Holzfasern sorgen dafür, dass Schweiß zuverlässig und schnell nach außen geleitet wird. Die Algenfasern gewährleisten eine direkte Revitalisierung der Läuferhaut mit wertvollen Antioxidanzien und Vitaminen. „Die Läufer*innen geben alles, unser Shirt gibt ihnen etwas zurück“, fasst Rouven Kneipp, Mitbegründer des Unternehmens, zusammen.

„Move to natural“ lautet der Slogan der neuseeländischen Firma Icebreaker. Die Basis für die natürliche Alternative für funktionelle Sportkleidung bietet Merinowolle, eine Spezialität des Inselstaats am anderen Ende der Welt. Merinowolle, gewonnen aus dem Merinoschaf und wesentlich feiner und angenehmer als andere Schafwolle, vereint die Fähigkeit der optimalen Wärme- und Temperaturregulation mit Atmungsaktivität.

Nachhaltiges Polyester

Polyester hat sich lange Zeit als hervorragendes Material für funktionale Sportbekleidung etabliert. Doch aufgrund seiner negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat es einen schlechten ökologischen Fußabdruck, was die Sportartikelindustrie zum Umdenken zwingt. ASICS stellt gegenwärtig recyceltes Polyester aus Plastikflaschen, die vor Sri Lanka aus dem Meer gefischt werden, und alten Textilien her – bis 2030 will das japanische Unternehmen das klassische Polyester aus der eigenen Produktion verbannt und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft etabliert haben. Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist auch eines der zehn Nachhaltigkeitsziele von Puma unter der Bezeichnung 10For25. So will das deutsche Unternehmen auf diversen Ebenen des Unternehmensschaffens den hauseigenen ökologischen Fußabdruck in den nächsten Jahren deutlich verbessern.

Brooks hat sich das Ziel gesetzt, seit dem laufenden Jahr ausschließlich auf recycelte Materialien zu setzen und bis 2040 in allen Geschäftsbereichen CO2-neutral zu arbeiten – womit man das Pariser Klimaabkommen um zehn Jahre antizipieren würde. Auch dem US-Unternehmen dienen Plastikflaschen aus dem Ozean als Grundlage des Recyclingprozesses, eine weit verbreitete Idee in der Szene. Auch die Global Player adidas und Nike verwerten Plastikmüll aus dem Meer in ihrer Produktionsstätten.

Pflanzliche Laufschuhe aus nachhaltigen Quellen

Herkömmliche Rohstoffe wie Polyester in Kleidung oder das Ethylen-Vinylacetat (EVA) in den Laufschuhsohlen mit biobasierten Alternativen und damit aus erneuerbaren Ressourcen zu ersetzen, ist eines der Hauptziele für die gesamte Branche. Das Wegkommen von erdölbasierten Rohstoffen zur Produktion wesentlicher Bestandteile moderner Laufschuhe hin zu pflanzlichen Alternativen ist eine Herausforderung. Denn schließlich wollen Kund*innen keinesfalls Einbußen in puncto Tragekomfort und Unterstützung bei jedem Laufschritt erleiden müssen. Wie groß dieser Markt ist, zeigt eine Auswertung der deutschen Plattform „Statista“. So soll die Branche im Jahr 2023 weltweit einen Umsatz von fast 50 Milliarden Euro erzielen, in wenigen Jahren sollen bis zu 500.000 Laufschuhe jährlich produziert werden.

Diverse Firmen weltweit arbeiten an konzeptionellen Lösungen, in den letzten Jahren gelangen große Fortschritte. 2020 brachte Reebok den ersten pflanzenbasierten Performance-Laufschuh auf den Markt und sprach von einer bahnbrechenden, nachhaltigen Innovation. Der „Forever Floatride Grow“ ist aus Rizinussamenöl, Algen, Eukalyptusfasern und Kautschuk hergestellt. Pressemeldungen über neue Schuhmodelle, die im hochprozentigen Bereich aus recycelten Materialen hergestellt werden, erreichen unsere Redaktion in immer kürzeren Abständen.

Emissionen in der Schuhsohle

Wie erwähnt sollte das Ziel der Sportartikelhersteller gemäß der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eine nachhaltige Produktionsweise im Sinne einer gelungenen Kreislaufwirtschaft der Materialien sein. Mit der Folge, schädliche Emissionen zu reduzieren. Dieses langfristige Ziel verfolgt auch die Schweizer Sportmarke On. Als Zwischenschritt hat On einen anderen Weg eingeschlagen und produziert seit einem Jahr Laufschuhe aus in der Luft bestehenden CO-Emissionen als primären Rohstoff für den EVA-Schaum in der Mittelsohle des Laufschuhs. Dieser Schritt gelang in Zusammenarbeit mit Partnern im Bereich der Biochemie und der Innovation. On taufte diesen Schritt CleanCloud und präsentierte jüngst die erste Bekleidungslinie namens Pace Collection, die aus Kohlenstoffemissionen hergestellt wurde. Das CleanCloud®-Polyester verspricht um 20% verringerte Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu neuem Polyester.

Wie auch immer Strategien und Innovationen für mehr Nachhaltigkeit in der Sportartikelbranche ausgestaltet werden, es bleibt eine spannende Entwicklung. Die gemeinsame Zielsetzung hat in der Konkurrenzsituation der Unternehmen unter sich Vor- und Nachteile. Gehemmte Kooperationsbereitschaft steht der alten Weisheit gegenüber, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Je stärker der Innovationsgeist, je authentischer das Storytelling, desto größer das Erfolgspotenzial von Maßnahmen. Denn dass das Thema Nachhaltigkeit, zumindest in unseren Breiten, gesellschaftlich eine hohe Bedeutung eingenommen hat, scheint eine irreversible Entwicklung.

Autor: Thomas Kofler
Bild: Pixabay | Ilo

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