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Wie Influencer*innen das Laufen beeinflussen

Laufen ist allgegenwärtig, auch auf Instagram. Wie Influencer*innen im unerschöpflichen Raum der sozialen Medien auf unsere Beziehung zum Laufen wirken.
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Laufen ist allgegenwärtig, auch auf Instagram. Wie Influencer*innen im unerschöpflichen Raum der sozialen Medien auf unsere Beziehung zum Laufen wirken.

Laufen ist wohl die einfachste – und auch beliebteste – Sportart überhaupt. Zugänglich für jede*n und gut für das Herz-Kreislauf-System, gewinnt der Laufsport seit Jahren immer mehr an Beliebtheit und Bedeutung. Ob als Ausgleich vom stressigen Arbeitsalltag, mit dem Ziel eine neue Bestzeit aufzustellen oder um der Gesundheit etwas Gutes zu tun und als Begleiterscheinung eventuell noch ein paar Kilo abzunehmen. Laufen findet in allen Alters- und Bevölkerungsschichten Anklang. Und das einzige was man dazu braucht sind bequeme Sportkleidung, ein paar Laufschuhe und schon kann es losgehen. Allein an der Motivation, dann auch wirklich loszulaufen, kann es manchmal scheitern. Die holen sich heutzutage viele Läufer*innen auf Social Media.

Der Hype auf Instagram

Fotos und Videos vom letzten Lauf, ein Screenshot aus der Tracking App oder die Lauf-Statistik der Woche: Instagram ist ein Hotspot für Läufer*innen auf jedem Niveau.

Die Social-Media App Instagram wird generell genutzt, um Freund*innen und Verwandte am Leben teilhaben zu lassen, Fotos und Videos aus dem Alltag zu posten oder auch die aktuellen sportlichen Leistungen zu teilen. Wie viele Kilometer und welche Strecke bin ich gelaufen? Mit welcher Pace? War ich besser als beim letzten Mal – oder als Person X? All diese Fragen werden heutzutage auf Instagram beantwortet.

Lauf-Influencer*innen überrennen Instagram

Instagram hat sich in den letzten Jahren stetig professionalisiert und Influencer*innen nutzen die Plattform zur kreativen und beruflichen Entfaltung. Von Lifestyle, Make-Up und Fashion über Gesundheit, Ernährung und Sport lassen sie ihre Follower*innen an ihrem täglichen Leben teilhaben, zeigen welche Produkte sie nutzen und wie sie ihren Alltag gestalten.

Ein Dauerbrenner unter den Influencer*innen: Sport und Gesundheit

„What I eat in a day“-Videos, in denen gezeigt wird, was am Tag gegessen wurde, einfache, leicht umsetzbare Abnehmtipps und vor allem die persönliche Sportroutine generieren viele Klicks und gehen häufig viral. Solche Videos sind besonders beliebt und auch der Laufsport hat mit Instagram eine beachtliche Plattform gewonnen.

Lauf-Content ist beliebt und das Spektrum ist breit

Sucht man nach dem #running, werden einem auf Instagram über 90 Mio. Beiträge angezeigt. Mehr als 5 Mio. Beiträge werden mit dem #runninggirl versehen. Vor allem unter Frauen ist die Plattform für Laufinfluencer*innen beliebt, denn sie finden auf Instagram zahlreiche weibliche Vorbilder, die ihren persönlichen Laufalltag nahbar machen. Von Gesa Krause, die Höhen und Tiefen ihrer Olympia-Vorbereitung und ihren Alltag als Mutter dokumentiert, oder Sprinterin Alica Schmidt, die ihre 5 Mio. Follower*innen täglich mit Lifestyle-, Trainings- und Wettkampf-Content füttert, über Laufinfluencer*innen wie Sabrina „Mocki“ Mockenhaupt-Gregor oder BeatTheMiles, die ihre Läufe und Zeiten teilen und ihre Follower*innen mit auf verrückte Lauf-Challenges oder Wettkämpfe nehmen, bis hin zu Freizeitsportler*innen, die ihren Laufalltag oder ihre Journey zum Laufsport teilen, um auch andere zu motivieren, ist alles dabei.

Der Fokus auf die Pace

Unabhängig vom Leistungsstand oder dem Content der jeweiligen Influencer*innen, ein Detail steht immer im Mittelpunkt: die Pace. Egal ob ein entspannter Trainingslauf, ein Tempolauf, eine verrückte Lauf-Challenge oder ein absolvierter Wettkampf, wenn die Zeiten fehlen, werden die Kommentare von User*innen mit Fragen nach den Stats, den Zeiten und Distanzen geflutet.

Professionelle Läufer*innen achten zwangsläufig auf ihre Pace, denn sie gibt an, wie die aktuelle Leistungsfähigkeit ist, ob das Training richtig anschlägt, und liefert einen Indikator, wie weit das Trainingsziel oder die angestrebte Wettkampfleistung noch entfernt sind. Aber auch von Hobbyläufer*innen werden die Angaben der Zeiten erwartet.

Integrieren Lauf-Influencer*innen ihre Pace in ihren Posts und Stories, gibt sie ihren Follower*innen einen Vergleichswert zur eigenen Leistung. Während viele die Zeiten nur zur Kenntnis nehmen, werden sie von anderen kommentiert und kritisiert. Die Läufe seien zu langsam oder zu schnell, heißt es dann von selbsternannten, anonym agierenden Lauf-Coaches in den Kommentarspalten. Während erfahrene Läufer*innen diesen Anmerkungen keine Beachtung schenken, können sie doch für Lauf-Interessierte und Anfänger*innen eine abschreckende Wirkung haben.

Laufen soll Spaß machen

Viele Lauf-Influencer*innen setzen sich zum Ziel, mit ihrem Content Lauf-Interessierte und Anfänger*innen zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass Laufen nicht erst dann Laufen ist, wenn eine bestimmte Zeit oder Distanz erreicht wurde, sondern Laufen Laufen ist, sobald man die Schuhe schnürt und das Haus verlässt. Sie nehmen ihren Follower*innen in Form von Videos und Bildern oder Stories mit auf ihre Slow-Runs. Sie betonen, dass auch sie ab und an Gehpausen einlegen und posten Screenshots von ihren Läufen, bei denen sie eine Pace von 7 min/km aufwärts gelaufen sind. Dadurch wollen sie beweisen, dass Laufen ein „Jedermann*frausport“ ist und unabhängig von Zeiten, der Distanz oder der ein oder anderen Gehpause eine beachtliche Leistung ist.

Mit Hashtags wie #slowrunning oder #slowrunningisbetterthannorunning wollen sie langsames Laufen normalisieren, langsame Läufer*innen respektieren und demonstrieren, dass man stolz sein, sich bewegen und einen gesunden Lebensstil leben sowie etwas für seine Gesundheit machen sollte.

Lauf-Influencer*innen, die den Laufsport so vor allem für Anfänger*innen und langsame Läufer*innen nahbarer und zugänglicher machen wollen, gewinnen schnell an Followings und positivem Zuspruch.

Tausende Lauf-Communities

Jeder Lauf-Account bildet eine Community, die sich mit den jeweiligen Influencer*innen identifizieren. In den Kommentaren wird sich gegenseitig angefeuert und die persönlichen Erfolge gemeinsam gefeiert. Ziel ist, Anfänger*innen zu motivieren und Interessierte zu inspirieren, sich zu bewegen, die Freude am Laufen zu finden und den Laufsport attraktiver zu machen sowie zu betonen, dass jede*r Läufer*in anders und individuell ist. Getreu dem Narrativ, dass jede*r einmal mit dem Laufen angefangen hat, geben sie Tipps und Tricks, die ihnen am Anfang geholfen haben, stellen Anfänger-Laufpläne zur Verfügung, die den Einstieg ins Laufen erleichtern sollen oder möchten durch regelmäßige Realitäts-Checks verdeutlichen, dass auch bei erfahrenen Läufer*innen mal ein schlechter Lauf vorkommen kann, eine Gehpause eingebaut wird oder ein Ziel nicht erreicht werden darf.

Diese für viele sehr ansprechende Art das Laufen darzustellen und attraktiver zu machen, weckt bei vielen eine Laufbegeisterung, die sie in den Kommentaren präsentieren. Kommentare wie „Du hast mich motiviert, mit dem Laufen anzufangen!“, „Ich bin heute meine ersten 5km am Stück gelaufen! Danke für die Inspiration!“, „Danke, dass ihr langsames Laufen normalisiert“ oder „Danke für diesen tollen Beitrag. Endlich wird mal Druck raus genommen – vielen Dank dafür“ sind keine Seltenheit unter Beiträgen von Lauf-Influencer*innen wie @beatthemiles, @runninggirl.joyce und co.

Andere wissen es immer besser?

So positiv diese Beiträge im Netz auch ankommen mögen, sind Kritik bis hin zu Hate-Kommentaren auch in den Kreisen des Lauf-Contents keine Seltenheit. Anonym und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen werden die Leistungen der Influencer*innen oder Follower*innen bemängelt. „Langsam laufen ist kein Laufen“, „Mit der Pace geh´ ich spazieren“ oder „Mit so einer Pace wirst du nicht fitter“ sind da noch harmlose Beispiele. Um ihre Lauf-Community zu unterstützen, betonen sie, dass auch langsame Läufer*innen respektiert werden sollten, entgegnen auch der Kritik am langsamen Laufen entschieden und berufen sich dabei auf die Wissenschaft.

Durch langsames Laufen schneller Laufen

Denn Expert*innen sind sich einig: Das Aufnahmen von langsameren Läufen in den Trainingsplan führt langfristig zu einer rundum besseren Leistungsfähigkeit und folglich schnelleren Pace.

Durch langsames Laufen wird die Grundlagenausdauer aufgebaut und verbessert. Das Herz-Kreislauf-System wird trainiert und gewöhnt sich an die Belastung, der Sauerstofftransport zur Muskulatur wird verbessert. Langsames Laufen steigert zudem die Energie-Effizienz, denn der Körper lernt, Fettreserven besser zu nutzen und die Kohlenhydratspeicher erst später anzugreifen. Dadurch kann sich der Körper langfristig höhere Belastungen standhalten und schnellere Läufe ermöglichen.

Anfänger*innen sollten sich prinzipiell langsam an den Laufsport herantasten und nach und nach steigern. Es empfiehlt sich, vorher einen sportärztlichen Check durchzuführen. Dadurch kann sichergegangen werden, dass der Körper gut auf bevorstehende Belastungen vorbereitet ist.

Laufen ist Laufen – egal wie schnell

Aber unabhängig davon auf welchem sportlichen Niveau man sich befindet, welche Pace Expert*innen oder Social-Media-Nutzer*innen vorschlagen, sollte man sich auf sich selbst und seinen Lauf konzentrieren. Am Ende ist jede*r einzelne Läufer*in unterschiedlich, sollte sich keinen Druck machen und sich vor allem nicht mit anderen vergleichen. Denn Bewegung ist gut für Körper und den Geist und da tut es nichts zur Sache, wie schnell oder wie weit man gelaufen ist.

Also Laufschuhe schnüren und loslaufen ist die Devise, denn Laufen ist Laufen – egal wie schnell.

Autorin: Eva Bernhard
Bild: Solen Feyissa / Pixabay

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