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Bei nass-kalten und windigen Bedingungen am Haupttag des zweitägigen Meetings, die wohl mit verantwortlich dafür waren, dass die neue WM-Arena in Eugene nicht ausverkauft war, verblüffte Berihu Aregawi mit einer Sonderleistung im 5.000m-Lauf der Männer, der kurioserweise mit einem Fehlstart begann. Am Samstagnachmittag US-amerikanischer Zeit setze sich der Weltrekordhalter im 5km-Lauf (12:49 Minuten) kurz nach der 2.000m-Durchgangszeit im Rücken des zweiten Tempomachers Bethwel Birgen von einer vierköpfigen Verfolgergruppe ab und beschleunigte das Tempo zweier 2:35-Minuten-Kilometer weiter. Dadurch gelang dem 21-Jährigen eine überraschend frühe Vorentscheidung, die er veredelte. Der Vorsprung wurde immer größer, am Ende finishte der Äthiopier in einer neuen persönlichen Bestleistung von 12:50,05 Minuten, womit er acht Sekunden unter der tags zuvor aufgestellten Weltjahresbestleistung von Weltrekordhalter Joshua Cheptegei blieb.
Erstaunlich am eindrucksvollen Sololauf Aregawis, der vom fachkundigen und sensiblen Publikum am Leichtathletik-Standort der USA schlechthin mit viel Applaus versehen wurde, war der Abstand, den der Sieger auch dank eines enormen Kampfs in der letzten Runde, zwischen sich und die Konkurrenz legte. Samuel Tefera, Hallen-Weltmeister im 1.500m-Lauf, gewann in einem starken 5.000m-Debüt den Kampf um Platz zwei in einer Zeit von 13:06,86 Minuten, allerdings mit fast 17 (!) Sekunden Rückstand auf den überlegenen Sieger. Selemon Barega, Olympiasieger im 10.000m-Lauf, wurde Dritter vor dem Kanadier Mo Ahmed. Während der beste Amerikaner Paul Chelimo aufgab, erzielte der Deutsche Sam Parsons einen beachtlichen achten Platz, ohne jedoch in die Nähe des WM-Limits zu kommen.
Vielen Experten war es bereits im Vorfeld ein Dorn im Auge, dass der Veranstalter tags zuvor einen Weltrekordversuch von Joshua Cheptegei als separaten Wettkampf durchführte, anstatt den Weltrekordhalter in das 5.000m-Rennen im Hauptfenster des Diamond-League-Meetings zu integrieren. Somit hätte es ein spannendes Duell mit Aregawi, der als Weltjahresschnellster in der Halle bei der Hallen-WM noch spektakulär im Vorlauf gescheitert war, geben können. Der Plan misslang ohnehin, Cheptegeis Siegeszeit von 12:57,99 Minuten war zwar keine schlechte, für seine Leistungsklasse aber eher ein durchschnittlicher Tag. Besser lief es für Aregawi, dem Gesamtsieger des letzten Jahres, der seinen zweiten Sieg in der Diamond League feierte.
Ebenfalls bereits am Freitagabend nordamerikanischer Zeit stand das 5.000m-Rennen der Frauen mit Weltrekordhalterin Letesenbet Gidey, die ihr Marathon-Debüt für Valencia angekündigt hat, auf dem Programm. Der Star des Rennens war aber nicht die 24-Jährige, sondern ihre 22-jährige Landsfrau Ejgayehu Taye, seit Jahresende 2021 Weltrekordhalterin im 5km-Straßenlauf (14:19). Sie steigerte ihre persönliche Bestleistung um gut eine Sekunde auf eine Zeit von 14:12,98 Minuten und nimmt nun Rang fünf in der ewigen Bestenliste des Leichtathletik-Weltverbandes ein. Den sieben Jahre alten Meetingrekord von Genzebe Dibaba verbesserte sie um gleich fast sieben Sekunden. Im Wettkampf selbst übertrumpfte Taye ihre Landsfrau und legte über elf Sekunden Abstand zwischen die beiden. Rahel Daniel lief auf Rang drei einen eritreischen Landesrekord von 14:36,66 Minuten.
Der Sieg in der Bowerman Mile, das traditionsreichste Rennen im Programm des an Steve Prefontaine erinnernden Classic in Eugene, von Jakob Ingebrigtsen im Vorjahr war eine der herausragenden Leistungen in der Karriere des Olympiasiegers. Am vergangenen Sonntag wiederholte der Norweger seinen Sieg in einer Zeit von 3:49,76 Minuten, also deutlich „langsamer“ als 2021, aber immer noch für eine deutliche Weltjahresbestleistung gut und in seiner Art und Weise beeindruckend, weil er der Konkurrenz keine Chance ließ. Der 21-Jährige setzte sich nach rund 600 Metern des Rennens vor seinem Dauerrivalen Timothy Cheruiyot an die Spitze und brachte das Feld an den davor einsam seine Runden ziehenden Tempomacher heran. Eingangs der letzten Runde hatte der Skandinavier bereits ein paar Meter Vorsprung, die er bis zur Ziellinie nicht mehr hergab. Der Australier Ollie Hoare schaffte dank eines fantastischen Endspurts von Platz fünf aus der Kurve kommend mit einer klaren Meilen-Bestleistung und Rang zwei sein herausragendes Karriereresultat in der Diamond League. Der dritte Platz von Cheruiyot dürfte angesichts seiner bisherigen Leistungen im Anfangsstadium der neuen Saison als Erfolg zu werten sein, zumal er erstmals auch seinen starken Landsmann Abel Kipsang hinter sich lassen konnte. Stark präsentierten sich auch die beiden jungen US-Amerikaner Cole Hocker und Cooper Teare auf den Rängen fünf und sechs. Vor allem Hocker kämpfte bis auf den letzten Metern mit der Gruppe um Cheruiyot und Hoare mit.
Im 1.500m-Lauf der Männer, vergleichbar mit einem B-Lauf, knackten der junge Neuseeländer Sam Tanner (3:34,37) und Neil Gourley aus Großbritannien das WM-Limit.
Nicht einen Hauch eines taktischen Geplänkel gab es im 1.500m-Lauf, wo Hallen-Weltrekordhalterin Gudaf Tsegay von Beginn an im Rücken der Tempomacherin ein hohes Tempo vorgab. In einer Zeit von 2:03,88 Minuten waren die ersten 800m absolviert, Olympiasiegerin Faith Kipyegon war als einzige den Husarenritt mitgegangen, während die von Laura Muir und Lemlem Hailu angeführte Verfolgergruppe bereits rund 30 Meter Rückstand hatte. Der kenianische Superstar lief ein perfektes Rennen, überholte Tsegay auf der Gegengerade der letzten Runde und zog in der Kurve davon. Ein grandioses Finale sicherte ihr in einer Zeit von 3:52,59 Minuten nicht nur ihre zweitschnellste Leistung ihrer Karriere, sondern auch die Verbesserung ihres erst im Vorjahr aufgestellten Meetingrekords. Kipyegon hält nun vier der schnellsten elf Leistungen der Geschichte dieser Disziplin, erstaunlich ist ihre Leistung auch unter dem Gesichtspunkt, dass sie einen Fokus auf die längeren Distanzen für diese Saison angekündigt hat. Der Auftritt in Eugene stellte automatisch die Frage in den Raum, wer sie in dieser Verfassung, die bereits zu Saisonbeginn in die Nähe des Weltrekords führte, bei den Weltmeisterschaften in Eugene im 1.500m-Lauf schlagen sollte, während die Konkurrenz im 5.000m-Lauf, angeführt von Taye und Niyonsaba, eine gewaltige Herausforderung sein könnte. Die Töne in ihren Interviews klingen danach, als hätte Kipyegon ihren Plan teil-revidiert und würde in Richtung 1.500m-Lauf bei der WM denken.
Francine Niyonsaba dominierte in Eugene den Zwei-Meilen-Lauf in einer Weltjahresbestleistung und Meetingrekordzeit von 8:59,08 Minuten, 1,7 Sekunden schneller als im Vorjahr. Es ist die zweitschnellste je auf dieser Distanz erzielte Zeit, eine halbe Sekunde hinter der Weltbestleistung von Meseret Defar aus dem Jahr 2007, die sie mit Hilfe der Wavelights verfolgte. Dabei erzielte sie trotz der etwas kürzeren Distanz einen ähnlich beeindruckenden Vorsprung wie Aregawi von über 15 Sekunden auf Beatrice Chebet, auch weil die angekündigte Sifan Hassan fehlte. Konstanze Klosterhalfen verbesserte ihre europäische Bestleistung auf 9:16,73 Minuten, erstaunlicher war die nordamerikanische Kontinentalbestleistung durch die Mexikanerin Laura Galvan, die sich in einer Zeit von 9:15,74 Minuten vor Jenny Simpson schob. Helen Schlachtenhaufen verpasste die US-Bestleistung um weniger als eine Sekunde. Die angekündigte Caster Semenya ist nicht in die USA gereist.
Im 1.500m-Lauf kam hinter Kipyegon und Tsegay, die eine Zeit von 3:54,21 Minuten erzielte, länger nichts. Dennoch war das Rennen auch in der Breite schnell, den angeführt von Gabriela DeBues-Stafford auf Platz drei unterboten insgesamt sieben Läuferinnen die Marke von vier Minuten, was nicht alle Tage passiert. Nicht dabei waren Laura Muir und die starke US-Amerikanerin Josette Norris bei ihrem ersten Wettkampf in der Freiluftsaison, die sich mit den Plätzen elf und 13 hinten anstellen mussten. Für die schottische Birmingham-Siegerin war der Auftritt in Eugene eine Standortbestimmung, die ähnlich wie bei ihrer Trainingspartnerin Jemma Reekie im 800m-Lauf ein kleines Alarmsignal aussandte.
Die kurzfristige Absage von Athing Mu nach einer COVID-19-Infektion, trotz der überragenden Besetzung einiger Laufdisziplinen nicht der einzige hochkarätige Rückzug, fiel im 800m-Lauf der Frauen die Neuauflage des außergewöhnlichen Duells der beiden jungen Mu und Hodgkinson im 800m-Lauf ins Wasser. Dennoch hatte dieser Wettkampf einen enormen Reiz, schließlich trafen Europas Beste Keely Hodgkinson und Hallen-Weltmeisterin Ajee Wilson erstmals seit dem Meeting in Eugene 2021 aufeinander. Das Duell der beiden in Belgrad ist durch die kurzfristige Absage der Britin bekanntlich ausgefallen.
Das Rennen entwickelte sich anders als erwartet, weder Hodgkinson noch Wilson, die sehr gerne von vorne läuft, übernahmen eingangs der zweiten Runde die Initiative, sondern Natoya Goule. Wilson hielt sich im Rücken der 20-Jährigen auf, sicherlich eine taktische Idee. Als Hodgkinson gut 200 Meter vor der Ziellinie antrat und mit Überholmanövern außen an die Spitze stürmte, verpasste Wilson den Zug etwas und konnte trotz eines großartigen Finishs nicht mehr an Hodgkinson heranlaufen. Die Olympia-Zweite gewann in einer Weltjahresbestleistung von 1:57,72 Minuten in einem hochklassigen Wettkampf vor Wilson (1:58,06) und WM-Medaillengewinnerin Raevyn Rogers (1:58,44). Weltmeisterin Halimah Nakaayi spielte für den Rennausgang vorne keine Rolle und musste sich mit Platz sechs begnügen.
Im 3.000m-Hindernislauf schloss Norah Jeruto, Gesamtsiegerin des letzten Jahres, an ihre Leistungen aus dem Jahr 2021 an. Die für Kasachstan laufende Kenianerin gewann den ersten richtig schnellen 3.000m-Hindernislauf auf globaler Ebene in diesem Jahr in einer Zeit von 8:57,97 Minuten vor der starken Winfred Yavi, die eine deutliche persönliche Bestleistung von 8:58,71 Minuten erzielte. Diese Leistungen sind im historischen Vergleich top: Jerutos Siegeszeit bedeutet den neuntschnellsten 3.000m-Hindernislauf aller Zeiten, Yavis den zehntschnellsten. Die beiden schoben sich auf die Ränge zwei und drei der ewigen asiatischen Bestenliste, ihren schnellsten Hindernislauf ist Jeruto noch als Kenianerin gelaufen. Das Stockerl in Eugene komplettierte die nicht zum ersten Mal zu Saisonbeginn starke, junge Äthiopiern Mekides Abebe in 9:03,26 Minuten vor Olympiasiegerin Peruth Chemutai aus Uganda. Zu Saisonbeginn noch keine Chance, mit der ostafrikanischen Konkurrenz mitzuhalten, hatten die US-Stars Emma Coburn und Courtney Frerichs auf den Positionen acht und neun. Beide mussten bereits frühzeitig abreißen lassen.
5.000m-Lauf der Männer
5.000m-Weltrekordversuch
5.000m-Lauf der Frauen
Zwei-Meilen-Rennen der Frauen
3.000m-Hindernislauf der Frauen
Meilenrennen der Männer
1.500m-Lauf der Männer
1.500m-Lauf der Frauen
800m-Lauf der Frauen
US-Meisterschaften im 10.000m-Lauf der Männer
US-Meisterschaften im 10.000m-Lauf der Frauen
* neue Weltjahresbestleistung
** neuer Meetingrekord
*** neue persönliche Bestleistung
**** 5.000m-Debüt
***** neuer eritreeischer Landesrekord