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Ein Medienbericht der britischen Tageszeitung „The Times“ hat vergangene Woche darüber berichtet, dass Tokio die Absage der Olympischen Spiele 2020, die im Sommer 2021 stattfinden sollen, vorbereitet (siehe RunAustria-Bericht). Obwohl sowohl das Internationale Olympischen Komitee als auch die japanische Seite…
Der online veröffentlichte Brief wurde gezeichnet von Jimmy Patronis, Finanzvorstand des Bundesstaates Florida. Er bot im Falle einer Absage Tokios aus pandemischen Sorgen an, bei der Erstellung der Verträge behilflich zu sein. Es sei noch genügend Zeit für eine Vorbereitung. Unabhängig davon, dass eine solche Botschaft all jene in die Lächerlichkeit zieht, die sich jahrelang professionell und fundiert auf die Organisation von Olympischen Spielen vorbereiten, ist ein Fakt der gesundheitlichen Rahmenbedingungen in dieser Diskussion um die Ausrichtung der Olympischen Spiele geradezu grotesk. Laut offiziellen Zahlen sind alleine im Bundesstaat Florida, wo sechsmal weniger Menschen leben als in Japan, fünfmal so viele auf COVID-19 positiv getestete Menschen an der Pandemie verstorben und es wurden fast fünfmal so viele Infektionsfälle registriert. In Tampa Bay, Florida findet in knapp zwei Wochen das Finale der Super Bowl statt – voraussichtlich vor 22.000 zugelassenen Zuschauern.
Potenziell ist das Vorpreschen aus dem Süden der USA, wo fleißig geimpft wird, eine politische Maßnahme. Dass die Diskussion um die Absage der Spiele auch von politischen Spielchen verunreinigt sein könnte, äußerte zuletzt Dan Roan, Sportredakteur der BBC. Da die Quelle hinter dem Medienbericht über die Absage anonym gehalten wurde, äußern laut der BBC Insider der japanischen Politik den Verdacht, dass dieses Gerücht gestreut wurde, um die japanische Regierung zu destabilisieren und den Weg zu Neuwahlen zu beschleunigen. Allerdings, erinnert der britische Journalist, habe es derartige Dementis 2020 auch gegeben, ehe die Spiele verschoben wurden.
Aktivitäten auf der politischen Spielwiese befürchtet auch World-Athletics-Präsident Sebastian Coe, der eine politische Vergangenheit hat. Gegenüber dem australischen TV-Sender ABC kritisierte der Brite die Spekulationen, die Athletinnen und Athleten weltweit nur verunsichern würden.
Das IOC reagierte nicht direkt auf die Botschaft aus Florida, sondern mit bekannten Botschaften. Man konzentriere sich darauf, sichere Spiele zu organisieren. Während eine Impfung für die breite Bevölkerung in Japan, wo ein Viertel der Bevölkerung die Altersgrenze von 65 Jahren bereits überschritten hat, ein Schlüssel dafür sein dürfte – sie soll in Kürze starten und ab Mai intensiviert werden, sieht IOC-Präsident Thomas Bach nach wie vor keine Impflicht für Athleten als absolute Voraussetzung. Sportler wären nicht prioritär jene Menschen, die dringend einen Impfschutz bräuchten – was die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unlängst ebenfalls betont hat, es sei denn, alle prioritären Gruppen wären im Sommer bereits geimpft. Erst dann, so sagt das IOC in Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2022, sollte der Sport in eine Vorbildrolle schlüpfen.
Auch Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga bekräftigte diese Woche, dass er wild entschlossen sei, die sichere Organisation der Olympischen Spiele zu gewährleisten. Bezüglich einer Impflicht verfolgt Japans Regierung dieselbe Haltung wie das IOC. Public-Health-Experten stützen sie, denn bei einer Impflicht für junge und gesunde Sportler erwarten sie einen gewaltigen Imageschaden für die Olympische Bewegung. Der späte Impfstart in Japan, eines der Länder weltweit mit der geringsten Impfbereitschaft gegen SARS-Cov-2 (laut einer Studie, veröffentlicht in „The Lancet“ im September), ist laut eines Berichts auf „Insidethegames“ übrigens darin begründet, dass die nationale Zulassungsstelle vor der Zulassung noch spezielle Versuche durchführt. Suga versprach seiner Bevölkerung vollste Transparenz bezüglich der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen.
Am 4. Februar ist in Lausanne eine Präsentation geplant, in der das IOC laut eines Berichts der italienischen Sportzeitung „La Gazzetta dello Sport“ sein „Playbook“ für die Olympischen Spiele 2020 ankündigen wird. Möglicherweise einen Tag nach einem Statement des japanischen OK. Das IOC will möglichst klare Regeln für die Teilnehmer an den Olympischen und Paralympischen Spielen und allen Begleitpersonen definieren. Und zwar vorerst in verschiedenen Szenarien gegliedert, um für etwaige Entwicklungen über den Frühjahr hinaus gewappnet zu sein. Lucia Montanarella, Medienverantwortliche des IOC, sprach von enormen Herausforderungen für die Athletinnen und Athleten, die wohl einem strikten Testprotokoll unterzogen werden und sich mutmaßlich in eine freiwillige Isolation vor der Abreise nach Japan begeben müssen.
Im März 2020 wagten die nationalen Olympischen Komitees aus Australien und Kanada den Vorstoß, noch vor der offiziellen Absage der Olympischen Spiele zu verkünden, im Sommer 2020 keine Athleten nach Tokio zu schicken. Zurzeit geht die Tendenz in eine andere Richtung: Die nationalen Olympischen Komitees aus Australien, Kanada und der USA haben in dieser Woche bestätigt, dass man fix mit Olympische Spielen plant. Ähnliche Tendenzen sind auch aus Europa zu erkennen. Die griechische Stabhochspringerin Katerina Stefanidi, die in der Athletenkommission des IOC sitzt, hatte im Vorjahr für eine Verschiebung der Spiele die Trommel gerührt, schätzte aber unlängst gegenüber der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo News, dass rund 80% der Sportlerinnen und Sportler wollen, dass die Olympischen Spiele stattfinden. „Wenn wir Spiele ohne Zuschauer haben müssen, denke ich, dass ich das gegenüber ausfallenden Spielen bevorzugen würde“, so Stefanidi weiter. Die Absage der Olympischen Spiele sei ein „Worst Case Szenario“.
Ähnlich äußerte sich zuletzt Mo Farah, einer der erfahrensten aktiven Olympioniken, in diversen Medien. Er gehe davon aus, dass die Olympischen Spiele wie geplant stattfinden. Allerdings unter der Annahme, dass zumindest der Großteil der teilnehmenden Sportler bereits geimpft sein werden.