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London Marathon: Zu Unrecht im Schatten des „Clash of Champions“

Alles blickt auf das fantastische Marathon-Duell zwischen Eliud Kipchoge und Kenenisa Bekele. Das Frauen-Rennen spielt einen weit geringere Rolle in der medialen Vorberichterstattung des London Marathon. Was sehr schade ist, denn auch unter den Läuferinnen tummelt sich die absolute Weltelite…

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Alles blickt auf das fantastische Marathon-Duell zwischen Eliud Kipchoge und Kenenisa Bekele. Das Frauen-Rennen spielt einen weit geringere Rolle in der medialen Vorberichterstattung des London Marathon. Was sehr schade ist, denn auch unter den Läuferinnen tummelt sich die absolute Weltelite im St. James Park.Bereits um 8:15 Uhr mitteleuropäischer Zeit fällt der Startschuss für das von Weltrekordhalterin Brigid Kosgei und Weltmeisterin Ruth Chepngetich angeführte Feld.
 
 
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Ruth Chepngetich bei ihrem WM-Titel in Doha 2019. © Getty Images for IAAF / Alexander Hassenstein
 

In einer eigenen Liga

Es spricht einigesdafür, dass sich auch im Frauen-Rennen ein spannendes Duell zwischen den Trainingspartnerinnen entwickelt. Doch in Wahrheit befindet sich Brigid Kosgei nach ihrem fantastischen Weltrekordlauf in 2:14:04 beim letztjährigen Chicago Marathon in einer eigenen Liga. Selbst wenn sie zwei Minuten über ihrer persönlichen Bestleistung bleiben sollte, könnte sie für die Konkurrenz unerreichbar bleiben. Es sei denn, Chepngetich gelingt eine ähnliche Leistungsexplosion wie Kosgei im letzten Jahr. Aber wer kann nach dem COVID-19-Schock, der das Training aller kenianischer Top-Athleten monatelang massiv beeinträchtigte, Leistungsprognosen wagen?
Fakt ist: Den Wunderschuh von Chicago, die Ursprungsversion des Nike Alphafly Next%, mit dem Eliud Kipchoge einen Tag davor die INEOS 1:59 Challenge bestritten hat, darf Kosgei wie auch Kipchoge in London nicht tragen. World Athletics hat Anfang des Jahres neue Schuhregeln bestimmt und Nike sein Premiumprodukt angepasst. Die Dämpfungseinheit ist schlanker geworden, dennoch verspricht der Schuh nach wie vor schnelle Laufzeiten. Der Weltrekord für reine Frauen-Rennen, aufgestellt von Mary Keitany in London 2017, 2:17:01 Stunden, ist ein lukratives Ziel. Eine Verbesserung des Weltrekordes ist ohne männliche Pacemaker im Rennen, die bis Kilometer 42 Führungsarbeit leisten, kaum vorstellbar. Doch auch die weiblichen Pacemakerinnen haben beträchtliche Qualität, unter anderem Vivian Kiplagat, die in den letzten beiden Jahren sechs internationale Marathons in teilweise richtig guten Zeiten gewonnen hat: in Mailand, Honolulu oder Abu Dhabi. „Ich freue mich auf diese Rolle und werde mein Bestes geben“, sagt die 28-Jährige.
 

Chepngetichs Weg ist unvollkommen

Brigid Kosgeis Ausnahmetalent ist lange bekannt und die mittlerweile 26-Jährige hat sich jahrelang stetig verbessert und ihre Klasse verfeinert. Zwischen dem Sieg beim London Marathon 2019 und dem Weltrekordlauf kam der gigantische Leistungssprung. Möglicherweise spricht für Ruth Chepngetich, dass sie auf einem ähnlichen Weg wie Kosgei einen Schritt Rückstand hat. Die 26-Jährige begann später, Weltklasseleistungen abzuliefern, als ihr ein sensationeller Marathon in Istanbul 2018 gelang (2:18:35). Der nächste große Schritt gelang beim Dubai Marathon 2019 (2:17:08). Der folgende ist noch ausständig, weil die Kenianerin im Herbst 2019 den WM-Marathon bestritt und in der Hitze von Doha kein Platz für schnelle Zeiten war. Gelingt der nächste große Schritt, erreicht sie vielleicht das Niveau ihrer Landsfrau. „Ich will in der bestmöglichen Verfassung an der Startlinie erscheinen und Brigid fordern“, versprach Chepngetich vor einigen Wochen der kenianischen Zeitung „The Nation“. „Es soll ein Thriller zwischen uns beiden werden!“
 

Cheruiyot in Topform

Das Weltklassefeld des London Marathon umfasst nicht nur diese beiden Namen. Mit Vivian Cheruiyot ist eine weitere ehemalige London-Siegerin am Start, die sich wild entschlossen zeigt, bei den Olympischen Spielen 2021 in Sapporo die Goldmedaille im Marathon zu holen. Die US-amerikanische Läuferplattform „Let’sRun“ zitiert im Vorbericht ihren Manager Ricky Simms, der ankündigte, Cheruiyot sei in besserer Form als bei ihrem Sieg 2018 und strebe eine neue Bestleistung an. Auch Berlin-Siegerin Ashete Bekere, Frankfurt-Siegerin Valary Aiyabei und Alemu Megertu gehören zum ostafrikanischen Sextett, das an der Spitze der Meldeliste steht. Aiyabei verkündete unlängst in kenianischen Medien, dass sie in naher Zukunft den Weltrekord angreifen möchte.
Die europäischen Spitzenläuferinnen in London sind die Portugiesinnen Carla Salome Roche, in London 2019 erstmals unter 2:25 Stunden, und Sara Ribeiro, die Ukrainerin Darya Mykhaylova sowie die Britinnen Steph Twell, in Frankfurt 2019 eine Zeit von 2:26:40 gelaufen, und Lily Partridge. Das abwechslungsreiche Feld komplettieren die bereits 43-Jährige Sinead Diver aus Australien, die beim London Marathon 2019 eine persönliche Bestleistung von 2:24:11 Stunden gelaufen ist, ihre Landsfrau Ellie Pashley und die US-Amerikanerinnen Sara Hall, Molly Seidel, die zuletzt mit einer Ernährungsstörung zu kämpfen hatte, und Lindsey Flanagan. Saras Ehemann Ryan Hall kündigte gegenüber „Let’s Run“ an: „Sara hatte noch nie so eine gute Marathon-Vorbereitung. Ich habe kein Zweifel, dass sie in der Form für eine Bestleistung ist.“ Nicht mehr auf der Starterliste stehen die Hahner-Zwillinge Anna und Lisa, die sich über den London Marathon für die Olympischen Spiele qualifizieren wollten. Lisas Absage ist bekannt, da eine Darmentzündung das Training zuletzt erheblich behinderte.
 

Erster COVID-19-Fall

Im Vorfeld des London Marathon ist nun auch der erste positive Test bekannt. Er betrifft die 20-jährige Äthiopierin Degitu Azimeraw, die mit einem Fabelsieg beim Amsterdam Marathon 2019 wie Phönix aus der Asche in die Marathon-Weltklasse gestürmt war. Sie und ihr Coach Haji Abelo sind von der Veranstaltung ausgeschlossen, wie der Veranstalter am Dienstag bekannt gab. Die beiden wurden bereits in ihrer Heimat positiv getestet und bestiegen den Flieger Richtung London nicht. Abelos andere Schützlinge Shura Kitata und Alemu Megertu waren in den letzten zwei Wochen nicht in direktem Kontakt zu ihrem Trainer und dürfen daher am Sonntag starten.
 

Sicherheit geht vor

Ähnlich wie die NBA Stars in der Disney World in Florida müssen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des London Marathon sich in eine „Blase“, die „Bio Secure Bubble“ begeben. Der Veranstalter hat ein nobles, großes Hotel vor den Toren der Stadt angemietet, in dem sich alle Beteiligten mit Ausnahme der Wettkampfzeit ab der Ankunft am Flughafen mit unmittelbarem Shuttledienst aufhalten müssen. Ohne Kontakte nach außen, selbstredend. Weitläufige Parkanlagen auf dem Anwesen ermöglichen komfortable Laufrunden. Jegliche Pressekonferenz wie auch alle Medientermine werden auf digitalem Wege abgehalten.
Bei seinem Sicherheitskonzept hat der Veranstalter des London Marathon hat viel Geld in die Hand genommen und an viele Details gedacht. Für alle Athletinnen und Athleten gelten strikte Regeln und genaueste Anleitungen für das Verhalten in den Tagen und Wochen vor dem Event, wie Peter Herzogs Trainer Johannes Langer schildert. Letzte Woche musste der Pinzgauer in der Sportmedizin des Salzburger Landeskrankenhauses einen PCR-Test absolvieren, ein weiterer wird nach seiner Ankunft am Donnerstag in der britischen Hauptstadt durchgeführt. Das ist das Programm für alle. Nur wenn beide Tests ein negatives Ergebnis aufweisen, ist ein Start möglich.
Während des Rennens tragen alle Athleten einen Chip, der die Abstände zu den jeweilig anderen misst und den Zeitrahmen definiert – für etwaiges Contact Tracing. Dadurch erhofft sich die Laufszene aber auch, wichtige Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir für alle die größtmögliche Sicherheit organisiert haben“, stellt Renndirektor Hugh Brasher klar.
 
 
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