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Es wäre zu leicht gewesen, zu sagen: Jene Läuferin, die seit Jahren im breiten Rücken von Caster Semenya, Francine Niyonsaba und teilweise Margaret Wambui praktisch immer die Schnellste war, holt sich ihren Lohn beim ersten WM-Rennen über 800m ohne DSD-Athletinnen…
Es wäre zu leicht gewesen, zu sagen: Jene Läuferin, die seit Jahren im breiten Rücken von Caster Semenya, Francine Niyonsaba und teilweise Margaret Wambui praktisch immer die Schnellste war, holt sich ihren Lohn beim ersten WM-Rennen über 800m ohne DSD-Athletinnen ab. So funktioniert Sport einfach nicht!Jedenfalls nicht immer. Es war in der Tat alles angerichtet für Ajee Wilson, die Tür sperrangelweit offen. Sie wäre die logische Weltmeisterin gewesen. Doch nicht die favorisierte US-Amerikanerin, sondern die kleine Halimah Nakaayi aus Uganda schritt durch. Nie zuvor nahmen Läuferinnen aus Uganda an einem WM-Finale über die zweifache Stadionrunde teil. In Doha waren Nakaayi und Nanyondo zu zweit. Einmal in der Geschichte von Leichtathletik-Weltmeisterschaften hat Uganda eine WM-Medaille bei den Frauen gewonnen. Es war Dorcus Inzikuru, die 2005 das WM-Debüt des 3.000m-Hindernislaufs in Helsinki für sich entschied. Nun hat das westliche Nachbarland Kenias eine zweite WM-Goldmedaille bei den Frauen und eine dritte insgesamt, wenn man den Marathon-WM-Titel von Stephen Kiprotich im Jahr 2013 hinzunimmt.
Redaktionelle Mitarbeit aus Doha: René van Zee
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So unruhig und fast zappelig Halimah Nakaayi noch im Halbfinale gekämpft hat, so besonnen und ruhig verfolgte sie im Finallauf ihre goldene Taktik. Denn es war nicht schwer vorzusehen, dass Ajee Wilson mit der Bürde der Favoritin sich gleich an die Spitze setzt. Die 25-Jährige gestaltet ihre Rennen immer so, wenn Semenya nicht an der Startlinie steht. Die erste Runde in 57,96 Minuten erweckte die Hoffnung auf ein schnelles Rennen, Nakaayi lag auf die Hundertstelsekunde genau gleich auf mit Wilson. Die US-Amerikanerin holte sich in der Kurve dank der Innenbahn die Führung zurück, doch Lücke entstand keine. Mit den beiden Kontrahentinnen aus Uganda direkt im Rücken eröffnete Wilson als Führende aus der Kurve heraus den Endspurt. Und nun zahlte sich die hohe Frequenz der 24-Jährigen aus, die vorbeizog und in einer Zeit von 1:58,04 Minuten einen neuen Landesrekord für Uganda markierte. Den hatte sie selbst gehalten, aufgestellt vor einem Jahr in Nancy in 1:58,39 Minuten. Mit dieser phänomenalen Leistung krönte Nakaayi eine sehr gute Wettkampfsaison, die mit der Bronzemedaille bei den Afrikaspielen einen ersten Appetithappen vorsah. Und endlich kam im erneut spärlich besetzten WM-Stadion Stimmung auf, denn die beachtliche Community aus Uganda auf der Tribüne feierte und tanzte. Den Chiganda-Tanz, wie Nakaayi nachher im Interview sagte. „Ich bin unheimlich glücklich. Ich habe mich heute bestens gefühlt. Ich wusste, dass heute etwas ganz Besonderes möglich ist. Es ist ein historischer Tag für mein Land“, kommentierte sie ihre Sternstunde.
Obwohl Ajee Wilson nach London wieder Bronze gewann und damit eine zweite WM-Medaille ihrer Sammlung hinzufügte, verließ sie die Laufbahn enttäuscht. 2013 galt sie nach Rang sechs bei den Weltmeisterschaften in Moskau als 19-Jährige als das Talent der Zukunft, damals war sie amtierende Junioren-Weltmeisterin. Die zweite Ära Semenya verhinderte den vollen Durchbruch, nun war die Chance groß. Sie konnte sie in einer Zeit von 1:58,84 Minuten, ihrer fünftschnellsten in diesem Jahr aber besten seit dem Sieg bei den Trials Ende Juli, nicht nutzen. „Ich hatte ein gutes Gefühl und wollte unbedingt gewinnen. Aber ich war am Ende leer. Ich hatte heute einfach nicht die Beine, um zu gewinnen. Das ist enttäuschend“, sagte sie geknickt. Bronze wurde es deshalb, weil ihre Trainingspartnerin Raevyn Rogers, die das gesamte Rennen auf Position sieben gelegen ist, mit einem frenetischen Schlussspurt auf Bahn vier noch zu einer Saisonbestzeit von 1:58,18 Minuten gerast ist und beinahe noch den Erfolg von Nakaayi bedroht hätte. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, fast surreal. Ich hatte am Schluss einen irren Speed“, jubelte die 23-Jährige. Noch im Mai hatte sie beim Diamond-League-Meeting in Doha einen groben taktischen Fehler gemacht, aus dem sie die richtigen Schlüsse ziehen und daher den größten Erfolg ihrer Karriere feiern konnte. „Ich bin sehr stolz auf Raevyn“, gab es umgehend das Lob von Freundin Wilson, die zum ersten Mal seit 23 Rennen wieder hinter ihrer Trainingspartnerin landete. Am Ende verbuchten die US-Amerikanerinnen, die von einem „Sweep“ geträumt hatten, immerhin zwei Medaillen – die enorme Leistungssteigerung von Nakaayi und Nanyondo, die sie zu ernstzunehmenden Konkurrentinnen gemacht hat, hatten sie nicht prognostiziert. Der Formaufbau Richtung Weltmeisterschaften hat bei den beiden perfekt gepasst.
Gold: Halimah Nakaayi (Uganda) 1:58,04 Minuten *
Silber: Raevyn Rogers (USA) 1:58,18 Minuten
Bronze: Ajee Wilson (USA) 1:58,84 Minuten
4. Winnie Nanyondo (Uganda) 1:59,18 Minuten
5. Eunice Sum (Kenia) 1:59,71 Minuten
6. Natoya Goule (Jamaika) 2:00,11 Minuten
7. Rababe Arafi (Marokko) 2:00,48 Minuten
8. Ce’Aira Brown (USA) 2:02,97 Minuten
* Landesrekord für Uganda
WM-Zeitplan
Leichtathletik-Weltverband
Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019 in Doha