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Gesa Felicitas Krause hat ihre hochgesteckten Ziele bei den Weltmeisterschaften von Doha realisiert und wie schon vor vier Jahren die WM-Bronzemedaille gewonnen. Reichte damals in einer Übergangszeit des Wechsels an der Weltspitze in Peking eine Zeit von 9:19,25 Minuten für…
Während für Chepkoech Zeiten von 9:03 Minuten Durchschnittsware während einer Wettkampfsaison sind und Emma Coburn nun nur mehr selten nicht unter 9:10 Minuten läuft und seit Jahren an der Schallmauer der neun Minuten anklopft, startete Krause mit einer deutschen Rekordzeit von 9:11,85 Minuten, gelaufen nach der WM 2017 beim ISTAF in Berlin, in die Saison 2019. Im vergangenen Jahr, einem für sie weniger anspruchsvollen WM-Jahr war sie nur beim Titelgewinn in Berlin unter 9:20 Minuten geblieben. Auch in dieser Saison tingelte sie sich bis Ende August mit Zeiten jenseits der 9:20 Minuten durch die Leichtathletik-Saison, ohne Glanz und ohne Glorie. Mit solchen Leistungen ist man heutzutage meilenweit weg von stets kommunizierten Medaillen-Träumen.
Doch urplötzlich ging der Knoten auf und Krause lief auf einem anderen Level. Deutscher Rekord in 9:07,51 Minuten in Zürich, Weltbestleistung im 2.000m-Hindernislauf in Berlin, und nun am Ende eines weiteren Höhentrainingslagers in Südafrika eine neuerliche, bemerkenswerte Steigerung ihres nationalen Rekordwerts auf eine Zeit von 9:03,30 Minuten. Eine Region, über die europäische Läuferinnen, die nicht in einer wegen Dopings suspendierten Nation leben oder nicht selbst des Dopings überführt worden sind, in der Geschichte dieser Disziplin noch nicht einmal nachgedacht haben. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Es war eine Willensleistung. Ich bin überglücklich, ich habe alles für diese Medaille gegeben. Ich wollte sie unbedingt“, sprudelte die Freude der 27-Jährigen im ZDF nur so heraus.
In kenianischen Medien hatte Beatrice Chepkoech, die als haushohe Favoritin ins Rennen gegangen ist, der Weltöffentlichkeit noch etwas von einer Teamtaktik vorgegaukelt. In Doha lief sie wie immer. Mit Vollgas vorne weg. Nach 2:52,95 Minuten war der erste Kilometer absolviert, ein Tempo, das die Konkurrenz aus den Socken haut. Doch die Verfolgergruppe hielt einen überraschend kleinen Abstand, acht Läuferinnen lagen bei der Zwischenzeit nach dem ersten Renndrittel unter drei Minuten. Auch Gesa Krause hatte sich angehängt, so schnell war sie noch nie einen 3.000m-Hindernislauf angegangen. Es rentierte sich, denn die Deutsche konnte stets Kontakt zur Gruppe halten, die nach zwei Renndritteln rund 60 Meter hinter der Führenden lag. Die hatte den zweiten Kilometer in humanen 3:02,33 Minuten absolviert, die Goldmedaille war ihr zu diesem Zeitpunkt dennoch nicht mehr zu nehmen. „Es war aufregend, alleine vorne zu laufen und am Screen zu sehen, wie sich der Vorsprung vergrößerte“, kommentierte die kenianische Siegerin, bei der nach dem Rennen Erleichterung herrschte: „Jeder in Kenia hat von mir diese Goldmedaille erwartet. Dadurch hat sich enormer Druck aufgebaut.“
Chepkoech lief ihren Stiefel bis zum Ende herunter und demonstrierte ihre gnadenlose Überlegenheit. Mit einer Zeit von 8:57,84 Minuten verbesserte sie den WM-Rekord von Emma Coburn um fast fünf Sekunden. Die US-Amerikanerin hatte in London ihr Paradestück abgeliefert, als Chepkoech an einem Wassergraben vorbei gelaufen war. Auch in Doha zeigte sie sich bestens vorbereitet und lief ein grandioses Rennen. 700 Meter vor dem Ziel begann sie sich aus der Verfolgergruppe zu lösen und profitierte wie Krause einige Meter dahinter von der vorzüglichen Technik an den Hindernissen. Eine kleine Lücke zu ihren Gunsten war die Vorentscheidung um Silber, Coburn finishte einen Hauch schneller als in London und feierte eine persönliche Bestleistung von 9:02,35 Minuten. „Beim Diamond-League-Finale in Zürich bin ich volles Risiko gegangen und habe gelernt, wo meine Leistungsgrenze auf dem ersten Kilometer ist, um bis zur Ziellinie gut durchzukommen. Das war eine sehr hilfreiche und wertvolle Erfahrung für heute, um ein super Rennen zu absolvieren. Ich bin überglücklich, schließlich habe ich bei meinen letzten drei globalen Meisterschaften immer eine Medaille gewonnen“, analysierte die entthronte Titelverteidigerin nach dem Rennen. Nicht einmal eine Sekunde nach Coburn übertrat Krause die Ziellinie und holte sich eine innige Umarmung der Amerikanerin ab.
Die Deutsche erreichte die Schlussphase, in die sie mit ihrer Spurtfähigkeit große Hoffnungen gesetzt hatte, in sehr guter Position. Chespol war nach zwei Dritteln des Rennens ausgestiegen, als Coburn attackierte überholte Krause Vize-Weltmeisterin Frerichs und Ex-Weltmeisterin Kiyeng. Als Vierte ging sie in die letzte Runde und als sie am letzten Wassergraben innen an der jungen Winfred Yavi, die aus Kenia stammt und für den Bahrain startet, vorbei ging, war allen klar, dass Edelmetall zum Greifen nahe war.
Oft lohnt es sich bei Weltmeisterschaften, zwar den Fokus auf die Top-Drei zu legen, doch auch die hinteren Plätze und die dort gezeigten Leistungen nicht zu vernachlässigen. Peruth Chemutai und Courtney Frerichs, die nicht in der London-Form war, waren geschlagen und beendeten ihre Rennen auf den Rängen fünf und sechs. Für die Sensation abseits der Medaillenplätze sorgte die Dänin Anna Emilie Möller, zweifache U23-Europameisterschaften von Gävle, die im Katar auf ein neues Leistungsniveau stieg. Die 22-Jährige, heuer beste Europäerin bei der Crosslauf-WM in ihrer Heimat, steigerte bereits im Vorlauf ihren in Oslo aufgestellten dänischen Landesrekord um über fünf Sekunden auf eine Zeit von 9:18,92 Minuten. Im Finale legte sie auf unglaubliche Art und Weise noch einmal nach und nahm ihrem Bestwert erneut fast fünfeinhalb Sekunden ab. Sie überholte die WM-Dritte von 2017, Hyvin Kiyeng kurz vor Schluss und belegte in einer Zeit von 9:13,46 Minuten den siebten Platz. Um sagenhafte elfeinhalb Sekunden hat sie in den Tagen von Doha ihren dänischen Landesrekord gesteigert, in der ewigen europäischen Bestenliste ist sie damit schon auf Rang acht. Einen Landesrekord für Albanien von 9:19,93 Minuten verzeichnete Luiza Gega, nun Nummer 16 der ewigen europäischen Bestenliste.
Gold: Beatrice Chekoech (Kenia) 8:57,84 Minuten *
Silber: Emma Coburn (USA) 9:02,35 Minuten **
Bronze: Gesa Felicitas Krause (Deutschland) 9:03,30 Minuten ***
4. Winfred Yavi (Bahrain) 9:05,68 Minuten **
5. Peruth Chemutai (Uganda) 9:11,08 Minuten
6. Courtney Frerichs (USA) 9:11,27 Minuten
7. Anna Emilie Möller (Dänemark) 9:13,46 Minuten ****
8. Hyvin Kiyeng (Kenia) 9:13,53 Minuten
9. Luiza Gega (Albanien) 9:19,93 Minuten *****
10. Genevieve Gregson (Australien) 9:23,84 Minuten
11. Mekides Abebe (Äthiopien) 9:25,66 Minuten
12. Marusa Mismas (Slowenien) 9:25,80 Minuten
13. Karoline Bjerkeli Grövdal (Norwegen) 9:29,41 Minuten
14. Genevieve Lalonde (Kanada) 9:32,92 Minuten
DNF Celliphine Chespol (Kenia)
* WM-Rekord
** persönliche Bestleistung
*** deutscher Landesrekord
**** dänischer Landesrekord
***** albanischer Landesrekord
WM-Zeitplan
Leichtathletik-Weltverband
Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019 in Doha