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Auf den Tag genau vor einem Jahr hat Sifan Hassan im Blankers-Koen Stadion von Hengelo den gültigen Europarekord im 10.000m-Lauf, der zwei Tage lang Weltrekord war, aufgestellt: 29:06,82 Minuten. Ein Jahr später lief zwar keine Europäerin in die Regionen unter 30 Minuten, doch Eilish McColgan, die in den letzten Wochen schon für diverse Furore im Straßenlauf gesorgt hat – darunter Landesrekorde im 5km-Lauf und Halbmarathon sowie ein Europarekord im 10km-Lauf, gelang ein gewaltiges Husarenstück. Die 31-Jährige düpierte im Wettkampf, der als äthiopisches Trialrennen für die Weltmeisterschaften in Eugene ausgeschrieben war, die komplette, anwesende Elite aus der ostafrikanischen Hochburg und setzte sich mit einem enormen Vorsprung von 25 Sekunden auf Weltrekordhalterin Letesenbet Gidey und Ejgayehu Taye, Weltrekordhalterin im 5km-Lauf und eine der schnellsten 5.000m-Läuferinnen der Geschichte, durch: 30:19,02 Minuten. „Ich bin in einer guten Form. Es war eine große, mentale Herauforderung, weil ich dachte, die Äthiopierinnen würden mein Tempo mitgehen. Ich wollte den britischen Rekord brechen, aber ich bin dennoch sehr glücklich mit diesem Resultat“, wurde sie auf der Website von „Athletics Weekly“ zitiert. McColgan liegt mit dieser Leistung auf Rang fünf der ewigen europäischen Bestenliste im 10.000m-Lauf, 18 Sekunden hinter dem britischen Rekord von Paula Radcliffe, der an eine Sternstunde im Rahmen der Europameisterschaften 2002 in München erinnert. Den schottischen Rekord ihrer Mutter Liz, den diese 1991 ebenfalls in Hengelo aufgestellt hatte, pulverisierte sie um 38 Sekunden.
Die Schottin profitierte davon, dass die Trial-Entscheidung der Äthiopierinnen dieses Mal von einer taktischen Herangehensweise geprägt war, während sie selbst einen Solo-Zeitlauf nach ihren Bedürfnissen startete. Dieser gelang eindrucksvoll, eine direkte sportliche Auseinandersetzung mit den besten Äthiopierinnen gab es nicht. Phasenweise lag die Britin eine Dreiviertelsekunde vor der riesigen Verfolgergruppe, die ihre eigenen Interessen verfolgte. In exakt 15 Minuten absolvierte McColgan die erste Rennhälfte, an der Orientierung an Radcliffes britischem Rekord verlor sie in der zweiten Rennhälfte etwas an Zeit und kämpfte sich mit letzter Kraft ins Ziel zu einer Verbesserung ihrer persönlichen Bestleistung um 40 Sekunden. Dennoch ist es beeindruckend, wen die 31-Jährige an diesem Pfingstmontagabend hinter sich lassen konnte: Letesenbet Gidey, die als beste der Äthiopierinnen eine Zeit von 30:44,27 Minuten erreichte, Ejgayehu Taye, die kenianische 5.000m-Spezialistin Margaret Kipkemboi, die junge Girmawit Gebrzihair, die über die halbe Distanz schon für Furore gesorgt hat, Almaz Ayana, die als Mutter noch nicht an ihre Leistungen vor einigen Jahren anschließen kann und ihr erstes Bahnrennen seit drei Jahren absolvierte, sowie die Halbmarathon-Star Yalmerzerf Yehualaw und Tsehay Gemechu.
Die äthiopischen Trials der Männer über 10.000m fanden bereits tags zuvor bei wesentlich besseren äußeren Bedingungen statt, weswegen auch vergleichsweise schnellere Zeiten erzielt wurden. Im Finale kämpften die Stars um die anvisierten Top-Drei-Positionen. Olympiasieger Selemon Barega gewann das Rennen in einer Zeit von 26:44,73 Minuten vor dem 20-jährigen Tadese Worku (26:45,91) und dem Olympia-Vierten Berihu Aregawi (26:46,13), alle drei erzielten persönliche Bestleistungen. Daher kommt Yomif Kejelcha als Vierter in einer Zeit von 26:49,39 Minuten vorerst nicht für einen WM-Start in Frage über die längste Bahndistanz in Frage.
Im Rahmen der FBK Games, ein Meeting der World Athletics Continental Tour der Stufe Gold, gingen noch drei weitere Laufentscheidungen über die Bühne. Der Start des 800m-Laufs glückte erst beim zweiten Versuch, sofort übernahmen die beiden Australierinnen die Initiative hinter Tempomacherin Jackie Baumann, die die erste Runde etwas „langsamer“ als geplant in 58,5 Sekunden anlief. Zum Glockenton, der die letzte Runde ankündigte, übernahm Faith Kipyegon die Führung. Die zweifache Olympiasiegerin im 1.500m-Lauf zog einen langen Spurt von vorne und siegte in einer Zeit von 2:00,36 Minuten vor Weltmeisterin Halimah Nakaayi (2:00,87) und Catriona Bisset (2:00,90). Die Deutsche Christina Hering lag bereits vor der entscheidenden Rennphase weit zurück, arbeitete sich im Finale immerhin auf Rang fünf vor und ließ in einer Zeit von 2:03,31 Minuten die ehemalige Weltjahresschnellste Rose Mary Almanza hinter sich.
Vor der letzten Runde des 3.000m-Hindernislaufs befanden sich noch drei Läuferinnen im Kampf um den Sieg. Olympiasiegerin Peruth Chemutai konnte sich rechtzeitig etwas von ihren Kontrahentinnen absetzen und siegte in einer Zeit von 9:14,00 Minuten. Es ist ihr erster Erfolg bei einem Bahnrennen seit dem historischen Moment in Tokio. Dahinter behauptete sich Luiza Gega im Zweikampf um den zweiten Platz gegen Celliphine Chespol und erzielte in einer Zeit von 9:15,48 Minuten einen neuen albanischen Landesrekord. Damit verbesserte sie auch ihre drei Tage zuvor in Manchester aufgestellte europäische Jahresbestzeit. Eine tolle Leistung lieferte Lea Meyer aus Deutschland ab, die als Fünfte in einer Zeit von 9:26,89 Minuten eine persönliche Bestleistung erzielte und sowohl unter dem EM- als auch unter dem WM-Limit blieb.
Der Sieg im 1.500m-Lauf der Männer ging in einer Zeit von 3:34,77 Minuten an Kumari Taki aus Kenia, dessen Beschleunigung in der letzten Runde lediglich der Pole Michal Rozmys folgen konnte, der mit seiner besten Saisonleistung in 3:35,40 Minuten Zweiter wurde. Exakt eine Sekunde später vollendete der Tscheche Filip Sasinek Rang drei.
10.000m-Lauf der Frauen
10.000m-Lauf der Männer
3.000m-Hindernislauf der Frauen
1.500m-Lauf der Männer
800m-Lauf der Frauen
* neue persönliche Bestleistung
** neuer eritreischer Landesrekord
*** neuer albanischer Landesrekord