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Die Macht der Zuschauer

Bei kaum einer anderen Sportart haben die Zuschauer einen derartig massiven Einfluss auf die Leistungen der Sportler als bei einem Marathonlauf. Das liegt sicherlich auch daran, dass ein Marathonlauf Spitzen- und Freizeitsport vereint und Freizeitläufer a) Anfeuerungen gegenüber häufig empfänglicher…

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Bei kaum einer anderen Sportart haben die Zuschauer einen derartig massiven Einfluss auf die Leistungen der Sportler als bei einem Marathonlauf. Das liegt sicherlich auch daran, dass ein Marathonlauf Spitzen- und Freizeitsport vereint und Freizeitläufer a) Anfeuerungen gegenüber häufig empfänglicher sind und b) die Bühne des großen Sports gemeinsam mit den Zuschauern genießen dürfen. Ein Hobby-Fußballteam im Ernst-Happel-Stadion oder einen Hobby-Skifahrer im Zielstadion von Schladming anzufeuern scheitert alleine an der Utopie dieses direkten Zusammenhangs.
 

© Salzburg Marathon / Uwe Brandl
© Salzburg Marathon / Uwe Brandl
 

Große Bedeutung

Die Zuschauer, deren Menge bei großen Marathons wie in New York oder Wien sechs- oder gar siebenstellige Zahlen erreichen, genießen die perfekte Bühne des passiven Sportkonsums. Über Stunden hinweg Unterhaltung, tausende Protagonisten, tausende Emotionen, kein Eintrittsgeld, dafür eine herrliche Kulisse inmitten der schönsten Städte der Welt. Die Hauptaufgabe der Zuschauer lautet dafür zu sorgen, dass die Läuferinnen und Läufer nachher das Publikum in den Himmel loben, wenn sie ihre Marathon-Erfahrungen teilen.
Die Zuschauer haben für viele Läuferinnen und Läufer tatsächlich eine große Bedeutung: Die motivierende Unterstützung, das Anfeuern und das Applaudieren kann versteckte Kräfte freisetzen, vor allen Dingen in jenen Momenten, in denen es hart wird. Ein Wort oder eine Geste der Aufmunterung, Bewunderung und Anerkennung für den Mut, sich an den Mythos Marathon heranzuwagen, verleihen Flügel.
 

Verhaltensauffällige Zuschauer

Laufsport und Publikum stehen während eines Rennens in einem Vertrauensverhältnis, das überwiegend hervorragend funktioniert. Viel seltener als in anderen Sportarten sorgten Zuschauer bei einem Marathon für eine Störung der Veranstaltung. Das drastische Negativ-Erlebnis in der harmonischen Symbiose zwischen Läufer und Zuseher gab es bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Der führende Brasilianer Vanderlei de Lima wurde fünf Kilometer vor dem Ziel von einem verrückten irischen Priester, der sich als Aktionist (miss-)verstand, an den Straßenrand gezerrt und festgehalten. Möglicherweise kostete diese Störung des Rennablaufs dem Brasilianer die Olympische Goldmedaille, am Ende rettete er Bronze und stieg zum emotionalen Held des Rennens auf.
Ein aktuelles Beispiel zeigt, dass Zuschauer die positive Wirkung auf die Läufer auf emotionaler Basis noch übertreffen können. Beim Berlin Marathon fing ein Passant den torkelnden weil völlig erschöpften Philipp Pflieger auf und hinderte ihn am Weiterlaufen, die instinktive Reaktion eines Sportlers. Gleichzeitig schützte er ihn vor einem Zusammenbruch.

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