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Der nächste Evolutionsschritt des Sydney Marathon

Mit neuen Streckenrekorden und einem gewaltigen neuen Teilnahmerekord hat der Sydney Marathon wichtige Schritte hin zum World Marathon Major genommen.
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Der TCS Sydney Marathon powered by ASICS hat mit einem weiteren Entwicklungssprung einen nächsten, wichtigen Schritt hin zur Aufnahme in die World Marathon Majors gemacht. Rund 25.000 Marathon-Begeisterte haben sich für den Lauf über die Traditionsdistanz durch die Olympia-Stadt von 2000 angemeldet. Außerdem wurde schnelles mit kuriosem Laufen kombiniert. Drei Aspekte, die vom Sydney Marathon 2024 hängen bleiben und einer, der die Zukunft des Evens mitbestimmen könnte.

Die Elite: neue Streckenrekorde

In Frankfurt ist Brimin Misoi ein bekannter Läufer. 2022 gewann der Kenianer erstmals den Frankfurt Marathon, ein Jahr später wiederholte er diesen Erfolg und blieb unter 2:05 Stunden. Am vergangenen Sonntag hat der 35-Jährige einen weiteren prestigeträchtigen Marathon-Erfolg seiner Vita hinzugefügt. Beim Sydney Marathon lief er nach 2:06:18 Stunden als Sieger ins Ziel und verwies den Äthiopier Chalu Deso, der als Sieger des Tokio Marathon im März mit der Favoritenrolle belegt war, sowie seinen Landsmann Felix Kirwa um knapp zwei Minuten auf die weiteren Plätze.

Der WM-Dritte von Budapest, Leul Gebriselase, musste, mit dem besten Vorwert im Feld, mit dem sechsten Platz Vorlieb nehmen. Der äußerst dominante Sieg war in einer entschlossenen Attacke nach rund 30 Kilometern mit folgend konstant hohem Tempo begründet, womit der Sieger einen negativen Split erzielte. Misoi blieb 46 Sekunden unter dem bisherigen Streckenrekord von Moses Kibet aus dem Jahr 2022 und hat nun die schnellste je in Australien erzielte Marathonzeit inne.

Brimin Misois Halbmarathon-Splits: 1:03:14 / 1:03:04 Stunden
Brimin Misois 5km-Teilzeiten: 15:00 / 14:59 / 14:58 / 15:11 / 14:36 / 15:09 / 14:51 / 15:00 / 6:36 (2,1995 km) Minuten

Dank eines starken Aufgebots im Eliterennen der Frauen entwickelte sich der Rennverlauf schnell in Richtung eines neuen Streckenrekords. Die äthiopische Siegerin Workenesh Edesa blieb in einer Zeit von 2:21:41 Stunden fast drei Minuten unter dem bisherigen Streckenrekord der Kenianerin Stella Barsosio aus dem Jahr 2019. Die Weltranglisten-Zehnte, die in diesem Jahr bereits den Osaka Women’s Marathon gewonnen hat, setzte sich in der australischen Metropole gegen prominente Konkurrenz durch.

Ruti Aga, die in ihrer Karriere bereits drei 2:18er Zeiten gelaufen ist, bildete in der zweiten Rennhälfte lange ein Duo mit Edesa an der Spitze. In der Schlussphase, als ihre Kontrahentin die schnellsten Rennkilometer absolvierte und einen deutlichen Negativsplit anpeilte, konnte sie aber nicht mehr mithalten und kam in einer Zeit von 2:23:10 Stunden ins Ziel. Zum fünften Mal in Folge finishte die 30-Jährige einen Marathon auf einem der ersten beiden Plätze.

Ex-Weltmeisterin Gotytom Gebreslase belegte in 2:24:17 Stunden Position drei, sie war bei den Olympischen Spielen als Reserveläuferin im äthiopischen Team nicht am Start. Dahinter folgten die Kenianerinnen Valary Aiyabei und Judith Korir, die in den Siegerlisten von Frankfurt bzw. Paris stehen, sowie die japanische Topläuferin Mao Uesugi. Deren Landsfrau Naoko Takahashi hatte als Olympiasiegerin 2000 bisher die schnellste Marathonzeit, die je auf australischem Territorium erzielt worden ist, mit einer Leistung von 2:23:14 Stunden gehalten.

Worknesh Edesas Halbmarathon-Splits: 1:11:13 / 1:10:28 Stunden
Worknesh Edesas 5km-Teilzeiten: 16:53 / 16:52 / 16:54 / 16:55 / 16:41 / 17:02 / 16:24 / 16:35 / 7:25 /2,195 km) Minuten

„Wir sind überglücklich mit den heutigen Ergebnissen, sowohl was die Leistungen der Elite als auch die Veranstaltungsqualität betrifft. Die vielen Rekorde des heutigen Tages sind wahre Meilensteine für die Historie des australischen Marathonlaufs“, schwärmte Renndirektor Wayne Larden und sieht darin einen Beweis, bereit für die Aufnahme in die World Marathon Majors (WMM) zu sein. Die beiden Streckenrekorde waren im Vorfeld anvisiert worden und konnten auf dem etwas hügeligen und durchaus winkligen Kurs trotz kühler Temperaturen und Wind bei blauem Himmel realisiert werden. Noch im Vorjahr war der Sydney Marathon aufgrund einer Hitzewelle mit großen Sicherheitsbedenken gestartet worden.

Die Masters: Sehnsuchtsziel Sydney

Dass sich der Sydney Marathon wohl auf einem guten Weg Richtung Aufnahme in den erlesenen Kreis der World Marathon Majors befindet, zeigt auch die Tatsache, dass der australische Laufevent als erster außerhalb der World Marathon Majors die Altersklassen-Meisterschaften der WMM austragen durfte. „Wir sind überwältigt von der Zeit und den Ressourcen, die das Veranstaltungsteam in Sydney investiert hat, um unseren Qualifikanten ein unglaubliches Erlebnis zu bieten“, ertönte ein Lob von höchster Stelle, nämlich von Dawna Stone, CEO der Abbott World Marathon Majors.

In neun Altersklassenkategorien konnten sich Läufer*innen im Jahr 2023 bei 350 ausgewählten Rennen für das Finale 2024 qualifizieren, rund 1.800 haben die weite Reise auf den fünften Kontinenten auf sich genommen. Erfreut betonten die WMM, dass bei der vierten Austragung der Altersklassen-Meisterschaften erstmals mehr Läuferinnen als Läufer in den Startlisten stehen. Für Rekorde sorgten der 90-jährige Japaner Koichi Kitabatake (Zielzeit: 7:23:22) und die 85-jährige Kanadierin Elizabeth Borett (Zielzeit: 5:52:08). Laut dem australischen TV-Sender „Seven“ sind die beiden der und die Älteste, die jemals einen Marathonlauf auf australischem Boden absolviert haben.

Die Laufgemeinde: kreativ und vereint

2:53:56 Stunden – das ist die Zeit, die Diego Acevedo Alvarez in das Guiness Buch der Weltrekorde einträgen lässt. Und zwar für seinen erfolgreichen Versuch, den schnellsten Marathon der Geschichte eines Läufers, der als römischer Soldat verkleidet war, zu beenden.

Drei weitere Guiness Weltrekorde wurden erzielt, nur einer hatte nichts mit dem Kostüm zu tun. Die australischen Zwillinge Marichris und Kimberly Vincent erreichten eine kumulierte Endzeit von 8:19:08 Stunden – schneller war laut der Organisation noch nie ein weibliches Zwillingspaar in einem Marathon, das einen Weltrekordversuch beantragt hat. Die beiden 35-Jährigen halten bereits den Rekord für das schnellste weibliche Zwillingspaar in einem Halbmarathon.

Der Weg des TCS Sydney Marathon

Der Sydney Marathon ist aufgrund rasantem Wachstums in den letzten Jahren die mittlerweile bedeutendste Laufveranstaltung Australiens, dessen Geburt eine direkte Folge der Olympia-Austragung im Jahr 2000 ist. Damit ist sie im Vergleich zum Gold Coast Marathon oder dem Melbourne Marathon Festival wesentlich jünger. Die Veranstaltung befindet sich im zweiten Jahr des dreijährigen Aufnahmeprozesses in die World Marathon Majors, erklärtes Ziel des Veranstalters, der den Laufevent in der australischen Metropole in den letzten Jahren gezielt auf neue Beine gestellt hat.

Zu den Kriterien einer Aufnahme in die World Marathon Majors gehört ein Marathonfeld von 15.000 Teilnehmenden. Dieses Ziel hat der Sydney Marathon bereits im vergangenen Jahr übertroffen, in diesem Jahr um rund 10.000 Aktive. Laut Medienberichten spielt die Vergabe der TV-Übertragungsrechte im nächsten Jahr eine wichtige Rolle, um die WMM-Kriterien zu erfüllen.

Die World Marathon Majors haben 2017 beschlossen, ihre Serie, ein selbsternannter Zusammenschluss, kontinuierlich bis auf neun Events zu erweitern. Mit dem Hauptziel neue Marathon-Märkte zu erschließen und damit weltumspannender zu werden, wurde ein sehr strenger Kriterienkatalog aufgestellt. Weitere Beitrittskandidaten, in früheren Stadien des Prozesses als Sydney, sind Kapstadt und Chengdu in China.

Die Zukunft: als Teil der Majors?

Aus den vielen Medienberichten rund um den Sydney Marathon 2024 sowie aus Wortmeldungen der Verantwortlichen sowohl des Events als auch der World Marathon Majors dürfte der Sydney Marathon überzeugt haben. Aus spitzensportlicher Sicht hat der Sydney Marathon mit seiner durchaus schwierigen Strecke nun endlich Streckenrekorde, die sich im internationalen Vergleich nicht komplett verstecken müssen.

In den letzten beiden Jahren waren die best besetzten Elitefelder der Veranstaltungsgeschichte am Start. Jeder Fachkundige weiß, welche finanziellen Mengen für die Verpflichtungen in die Hände genommen werden müssen, schließlich ist die Konkurrenzsituation in der Welt der Marathonläufe groß. Das hat man getan. Der Sydney Marathon entwickelt sich auch in der Breite beachtlich. Nachdem mit 17.000 Anmeldungen im letzten Jahr bereits ein deutlicher Anmelderekord für die Marathon-Distanz erreicht wurde, gingen in diesem Jahr 25.000 Anmeldungen ein. Inklusive der kürzeren Bewerbe registrierte der Veranstalter rund 40.000 Anmeldungen mit 102 darin vertretenen Nationalitäten.

Auch die Strecke wurde verändert und verstärkt an den Olympischen Marathonkurs von 2000 angeglichen, was schnellere Laufzeiten zulassen sollte. Unter anderem sind der Startbereich im North Sydney Oval damals und heute wieder identisch, los ging’s bereits um 6 Uhr morgens australischer Zeit.

In Sydney scheint man der Aufnahme in die World Marathon Majors fix zu kalkulieren. „Wir sind gut vorbereitet und bereit. Auf dem Papier schaut alles gut aus, wir werden alle Kriterien erfüllen“, hatte Renndirektor Wayne Larden bereits im Vorfeld angekündigt und schilderte gegenüber der britischen Nachrichtenagentur Reuters eine große Aufregung ob der – wohl – bevorstehenden Aufnahme. Er träumt von einer baldigen Entwicklung hin zu 50.000 Marathonläufern in der südostaustralischen Millionenstadt – ähnlich wie sie die sechs World Marathon Majors in Tokio, Berlin, London, Boston, Chicago und New York bereits haben oder sich an diese Zahl annähern. Die Bewerbungen übersteigen bei den meisten World Marathon Majors freilich die tatsächliche Teilnehmer*innenzahl, beim London Marathon sollen es in diesem Jahr 840.000 Anträge auf eine Anmeldung gewesen sein.

Der Austragungsort Sydney erfüllt jegliche Erwartungen einer internationalen Top-Destination für einen City-Marathon: eine Weltmetropole mit fast fünf Millionen Einwohnern und weltbekannten Sehenswürdigkeiten sowie einem touristischen Aufkommen in vergleichbarem Ausmaß. Das ist angesichts der auf der Weltkarte abgelegenen Lage Australiens durchaus beachtlich. Das wird auch bei der Wahl der Streckenführung sichtbar: Gleich zu Beginn überquert das Teilnehmer*innenfeld die beeindruckende Harbour Bridge, das Ziel befindet sich direkt an der markanten Oper von Sydney.

Als erste Marathon-Veranstaltung in der südlichen Hemisphäre hat er 2022 von World Athletics das Platinum Label für Marathonläufe verliehen bekommen, die höchste Auszeichnung für Straßenläufe.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Patty Jansen / Pixabay

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