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Aaron Gruen läuft seit Sommer unter österreichischer Flagge und finishte sein Marathon-Debüt in Chicago in einer Zeit von 2:14:21 Stunden. Strahlemann im Marathon der Männer war Sieger John Korir, der mit einer phänomenalen zweiten Rennhälfte die Spitzengruppe zerlegte.
Aaron Gruen (ÖBV Pro Team) hat nicht den typischen Background eines österreichischen Staatsbürgers. Er wuchs in München auf, US-amerikanischer Vater und deutsche Mutter, ging zum Studium in die Heimat seines Vaters. Musik und Medizin lautet seine anspruchsvolle akademische Kombination, außerdem ist Gruen laufbegeistert mit beachtlichem Talent. Weil sein Großvater im Zweiten Weltkrieg aus seiner Heimatstadt Wien flüchten musste, hat er beim Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) angesucht, international für Österreich zu starten. Die nationalen Verbände ÖLV und USATF stimmten zu, die österreichische Staatsbürgerschaft hat Gruen bereits seit zwei Jahren.
Olaf Brockmann, der die heimische Laufszene wie kaum ein anderer seit Jahrzehnten beobachtet, erzählte Aaron Gruens Geschichte im Sommer als Erster. Am 30. Juni nahm Gruen an einem Halbmarathon in Hamburg teil und erzielte dort eine für die heimischen Bestenlisten durchaus relevante Zeit von 1:04:35 Stunden. Womit er seine persönliche Bestleistung auf die Sekunde genau einstellte. „Ich finde es toll, wie freundlich und zukommend Trainer Mario Mostböck ist und wie die besten österreichischen Läufer alle zusammen trainieren“, sagte der 25-jährige Gruen damals zu Brockmann. Und bezeichnete es eine Ehre, für Österreich zu laufen – verbunden mit hohen Zielen, als nächstes die Straßenlauf-EM im kommenden Frühling. Außerdem wolle er den österreichischen Marathonrekord im Auge behalten und die Olympischen Spiele 2028 ins Visier nehmen.
Gruen hat schon Marathon-Erfahrung, der in Chicago am Sonntag war der erste mit spitzensportlichem Anspruch. Die Lunte dafür hat er bereits beim Boston Marathon 2022, als er eine Zeit von 2:21 Stunden erreichte. Nun, nachdem er sein Studium in Musik und Chemie abgeschlossen hat und den Beginn seiner Weiterbildung an der renommierten Harvard Medical School verschieben konnte, hat er ein Jahr Zeit, sich voll auf das Laufen zu fokussieren.
In Chicago gelang das mit einer persönlichen Bestleistung um eineinhalb Minuten. Mit einer Durchgangszeit von 1:06:39 Stunden auf halber Strecke lag Gruen 35 Kilometer lang auf Kurs einer noch schnelleren Endzeit als die Zeit von 2:14:21 Stunden. „Die erste Hälfte lief perfekt, ich habe mich großartig gefühlt. Ich wollte im Finale noch das Tempo anziehen, um Richtung 2:12 laufen zu können. Aber leider hatte ich ab Kilometer 37 mit Krämpfen zu kämpfen“, schrieb Gruen an Brockmann.
Im laufenden Kalenderjahr sind nur Peter Herzog (Berlin) und Mario Bauernfeind (Wien) schneller gelaufen als der Neo-Österreicher. In Chicago, wo Gruen als 24. Läufer das Ziel erreichte, war kein europäischer schneller. Für den nächsten Marathon nimmt sich der 25-Jährige eine Zeit von 2:12 Stunden vor und er hat auch schon den ÖLV-Rekord von Peter Herzog (Union Salzburg LA) im Auge. Dafür wünscht er sich Verletzungsfreiheit in den kommenden Monaten und Jahren.
Wie so viele der großen Marathonläufe der Welt feierte auch der Chicago Marathon einen Teilnahmerekord. 52.150 Läuferinnen überquerten gestern laut offizieller Ergebnisliste das Ziel am Columbus Drive in der US-Metropole. Laut NBC Chicago sind das um über 5.000 Finisherinnen mehr als noch im letzten Jahr, beim bis dato größten Chicago Marathon.
Damit schloss der Klassiker aus Chicago an die starken Finisherzahlen der europäischen Marathongrößen in Paris, London und Berlin an.
Der Chicago Marathon 2024 stand ganz im Zeichen des wundersamen Weltrekordrennens bei den Frauen. Doch auch das Männerrennen hatte eine prägende Figur. John Korir, der noch nie zuvor unter 2:05 Stunden gelaufen ist, dominierte das Schlussdrittel des Rennens und stürmte mit einer zweiten Marathonhälfte von 1:00:25 Stunden zu einer Endzeit von 2:02:44 Stunden. Das katapultiert den 27-Jährigen auf Platz sechs der ewigen Bestenliste im Marathonlauf.
Korir beschleunigte nach ungefähr 32 Kilometern derart entschlossen aus der Spitzengruppe, dass er fast zwei Minuten zwischen sich und dem zweitplatzierten Äthiopier Huseydin Esa legte. Amos Kipruto und Vincent Ngetich, zwei der Mitfavoriten, belegten die Ränge drei und vier. Marathon-Debütant Daniel Ebenyo folgte in 2:06:04 Stunden als Fünfter vor dem Japaner Kyohei Hosoya und dem besten US-Amerikaner CJ Albertson, der in die Top-Ten der ewigen amerikanischen Bestenliste eintrat.
Korir ist der jüngere Bruder von Wesley, der den Chicago Marathon sieben Mal bestritten hat, aber nie über den zweiten Platz hinausgekommen ist. Er selbst war bei den bisherigen Auftritten in Chicago bereis Dritter und Vierter.
Autor: Thomas Kofler
Quelle: Olaf Brockmann
Bild: © privat