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Zweimal Gold für die Schweiz im Halbmarathon der Herren

Tadesse Abraham ist der neue Leichtathletik-Held der Schweiz und war der gefeierte Sieger bei der EM-Premiere des Halbmarathons in Amsterdam. Nicht nur, dass der gebürtige Eritreer, der seit zwölf Jahren in der Schweiz lebt und mit einer Schweizerin verheiratet ist,…

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© European Athletics via Getty Images / Matthew Lewis
© European Athletics via Getty Images / Matthew Lewis
Tadesse Abraham ist der neue Leichtathletik-Held der Schweiz und war der gefeierte Sieger bei der EM-Premiere des Halbmarathons in Amsterdam. Nicht nur, dass der gebürtige Eritreer, der seit zwölf Jahren in der Schweiz lebt und mit einer Schweizerin verheiratet ist, sich nach einem großartigen Rennen mit dem Sieg und der EM-Goldmedaille belohnte, er führte auch noch das Schweizer Trio gemeinsam mit Julien Lyon und Adrien Lehmann zum sensationellen Sieg in der Teamwertung. Zweimal Gold in einem Wettbewerb und die Eidgenossen feierten einen fabelhaften Abschluss der Europameisterschaften, die aus ihrer Sicht mit fünf Medaillen hervorragend verlaufen sind.

Umleitung kostet fast Team-Gold

Tadesse Abraham gab in Amsterdam auch die richtige Antwort auf den EM-Marathon von Zürich, damals sein erster Wettkampf im Schweizer Nationaltrikot. „Ich bin der Meinung, dass man als Sportler immer nach vorne schauen muss. Von der EM in Zürich nahm ich mit, dass das Leben eines Sportlers auch mit Enttäuschungen verbunden ist. Diese habe ich überwinden können und heute ist mein Tag!“, rekapitulierte ein glücklicher Sieger. Bei Kilometer 17 hatte Abraham, der von Beginn an einen starken Eindruck machte, den letzten Verfolger abgeschüttelt, den Neo-Türken Kaan Kigen Özbilen. Alles alle bereits glaubten, der Sieg sei in trockenen Tüchern, fuhr den Schweizer Fans der Schock in die Glieder – und Abraham selbst auch. Der Führende wurde fehlgeleitet, doch der zweite Ordner reagierte blitzschnell und schickte Abraham wieder zurück auf die richtige Strecke. Ein Schreckmoment, der am Ende nur Nerven, aber keine Platzierung kostete. Weder in der Einzelwertung, noch im Team, wo die Schweiz einen marginalen Vorsprung von zwei Sekunden auf das spanische Trio wahrte. Dieser überraschende Triumph lag natürlich nicht am besten Halbmarathonläufer des Tages alleine: Julien Lyon glänzte mit einer persönlichen Bestleistung von 1:04:40 Stunden auf Rang 15 und Adrian Lehmann komplettierte auf Rang 26 diesen fantastischen Erfolg. „Mein Coach wiederholte immer und immer wieder: Jede Sekunde zählt, jede Sekunde zählt für das Team. Halbmarathon ist eine harte Stunde Arbeit, ich konnte mich aber gut konzentrieren und auf den letzten Kilometern noch zwei Läufer überholen“, erzählte Lyon. „Es ist überwältigend, mir fehlen die Worte“, stammelte Lehmann jubelnd, als er von der Goldmedaille im Ziel erfuhr.

Nächster Kenianer holt eine Medaille für die Türkei

„Ein Meisterschaftsrennen ist immer von der Taktik geprägt“, sagte Tadesse Abraham, im Wissen, dass seine Taktik, die beste war. Zu Beginn hielt er sich in einer Dreiergruppe mit Kaan Kigen Özbilen und Evans Kiplagat auf. Zwei Kenianer und ein Eritreer unter sich. Als Kiplagat, der für Aserbaidschan startet, das Tempo nicht mehr halten konnte, übernahm Abraham die Initiative und zermürbte seinen Konkurrenten. Und so brachte dieser türkische Nationentransfer keine Gold-, aber immerhin eine Silbermedaille. „Die Strecke war viel schwieriger als ich gedacht habe. Ich bin glücklich, hier zu sein. Das war eine tolle Erfahrung für mich“, so der Neo-Türke, der es sich nicht nehmen ließ, beim Zieleinlauf den Halbmond auf seiner linken Brust zu küssen. Botschaft ist Botschaft und nichts geht über Kommunikation.

Meucci wieder auf dem Podest

Der dritte Teilnehmer an der Siegerehrung ist ein alter Bekannter, Daniele Meucci. Der Italiener, der vor zwei Jahren in beeindruckender Manier Gold im Marathon von Zürich holte, pfiff auf die Taktik der Konkurrenz und verfolgte von Beginn an seinen eigenen Plan. Ein Plan, der ihn zu Rennmitte an die Spitze heranführte, am Ende musste er sich allerdings darauf konzentrieren, den dritten Platz nach hinten abzusichern. „Der Halbmarathon ist wirklich nicht meine Lieblingsdisziplin. Umso glücklicher bin ich, dass ich bei der EM dabei sein konnte und auch noch mit einer Bronzemedaille nach Hause fahren kann“, so Meucci, der nun bereits in drei verschiedenen Disziplinen EM-Medaillen zu Hause hat: 10.000m, Halbmarathon und Marathon. Dank Rang drei in der Teamwertung gesellt sich sogar noch eine zweite Bronzemedaille hinzu.

Lokalmatadoren ohne Medaille

Das erstaunlichste am Halbmarathon-Endresultat war die Ausgewogenheit: Auf den ersten neun Positionen klassierten sich neun verschiedene Nationen. Den unglücklichsten aller Plätze nahm der Pole Marcin Chabowski ein, der vor zwei Jahren im Marathon einen mutigen Vorstoß wagte und zwischenzeitlich überlegen führte. Als bester Holländer kam Abdi Nageeye auf Rang sechs ins Ziel. „Es ging heute nicht besser“, erklärte er nachher und beschwerte sich darüber, dass es bei seinem letzten Trainingslager in Kenia überwiegend geregnet hatte. Sein ebenfalls hoch eingeschätzter Landsmann Khalid Choukoud erwischte einen rabenschwarzen Tag und musste aussteigen.

Starker Auftritt von Ketema

Zumindest einer aus dem österreichischen Trio konnte mit seinem Auftritt sehr zufrieden sein. Bei seinem Debüt für das österreichische Nationalteam zog Lemawork Ketema (team2012.at) von Beginn an sein Tempo konsequent durch und belegte in einer für diesen selektiven Kurs tollen Zeit von 1:05:10 Stunden den 20. Platz. „Ich bin zufrieden, denn das war ein sehr gut besetztes Rennen. Durch die vielen Kurven und Brücken ist es schwierig gewesen, den Druck aufrechtzuerhalten. Deswegen ist die Zeit natürlich nicht aussagekräftig“, analysierte er. Weniger erfreulich verlief es für Edwin Kemboi (KLC) und Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr), die im Laufe des Rennens immer weiter zurückfielen und am Ende auf den Positionen 58 und 71 ins Ziel kamen. „Ich habe mit den Folgen einer Grippeerkrankung zu kämpfen gehabt“, erklärte der gebürtige Kenianer. Valentin Pfeil hatte am Ende keine Freude an seiner Leistung: „Ich bin sehr enttäuscht, das tut sehr weh. Bis Kilometer fünf war ich voll dabei. Dann in so einem wichtigen Rennen so eine ,Bombe’ zu kriegen, ist extrem bitter.“ Damit reichte es für das ÖLV-Trio nur zu Rang 14 und 16 klassierten Teams in der Teamwertung.

Gabius wirft das Handtuch

Auf den ersten Metern war er noch ganz vorne zu sehen, wenig später gar nicht mehr. Die Serie von unzufrieden stellenden Leistungen und Aufgaben in dieser Saison setzt sich beim deutschen Vorzeigeläufer fort. Bereits vor der Halbzeit des Rennens war Schluss für Arne Gabius, genau so wie beim London Marathon. Als bester Deutscher erreichte Julian Flügel auf Rang 24 das Ziel, wenig später folgte Philipp Pflieger, doch über Rang zehn in der Teamwertung kam Deutschland nicht hinaus. „Als bester Deutscher kann ich durchaus zufrieden sein. Es war Richtig Stimmung in der Stadt, das war eine tolle Sache“, äußerte sich Flügel nach dem Rennen. Pflieger beschwerte sich über die schwere Strecke und zurecht über die Startphase, die aufgrund zweier Kurven nach wenigen Metern erwartungsgemäß nicht ohne Sturz über die Bühne ging.

Ergebnis Halbmarathon der Herren

1. Tadesse Abraham (Schweiz) 1:02:03 Stunden
2. Kaan Kigen Özbilen (Türkei) 1:02:27 Stunden
3. Daniele Meucci (Italien) 1:02:38 Stunden
4. Marcin Chabowski (Polen) 1:02:54 Stunden
5. Abdi Hakin Ulad (Dänemark) 1:03:22 Stunden
6. Abdi Nageeye (Niederlande) 1:03:43 Stunden
7. Hassan Chahdi (Frankreich) 1:03:43 Stunden
8. Carles Castillejo (Spanien) 1:03:52 Stunden
9. Callum Hawkins (Großbritannien) 1:03:57 Stunden
10. Jesus Espana (Spanien) 1:04:01 Stunden

15. Julien Lyon (Schweiz) 1:04:40 Stunden
20. Lemawork Ketema (Österreich) 1:05:10 Stunden
24. Julian Flügel (Deutschland) 1:05:18 Stunden
26. Adrien Lehmann (Schweiz) 1:05:21 Stunden
33. Philipp Pflieger (Deutschland) 1:06:01 Stunden
47. Christian Kreienbühl (Schweiz) 1:07:09 Stunden
51. Jens Nerkamp (Deutschland) 1:07:22 Stunden
58. Edwin Kemboi (Österreich) 1:07:51 Stunden
67. Marcel Berni (Schweiz) 1:08:47 Stunden
71. Valentin Pfeil (Österreich) 1:09:34 Stunden
80. Andreas Kempf (Schweiz) 1:11:10 Stunden
83. Marcel Tschopp (Liechtenstein) 1:15:36 Stunden
DNF Hendrik Pfeiffer, Arne Gabius (beide Deutschland)

Ergebnis Teamwertung

1. Schweiz 3:12:04 Stunden
2. Spanien 3:12:06 Stunden
3. Italien 3:12:41 Stunden
4. Türkei 3:14:34 Stunden
5. Schweden 3:14:55 Stunden
6. Niederlande 3:15:36 Stunden
7. Irland 3:17:18 Stunden
8. Ukraine 3:17:49 Stunden
9. Großbritannien 3:18:26 Stunden
10. Deutschland 3:18:41 Stunden

14. Österreich 3:22:35 Stunden

Europameisterschaften 2016 in Amsterdam

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