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RunAustria-Special: Mit Eindücken direkt von der Pressekonferenz von RunAustria-Headcoach Johannes Langer
Eineinhalb Jahre hat man nichts von ihm gehört. Als die Welt auf die Pandemie zusteuerte – oder umgekehrt – gewann er am 1. März den Vitality Big Half Marathon auf einer nicht einfachen Strecke in London. Die gute Form half nichts, der organisierte Laufsport fiel aus und Kenenisa Bekele lief keinen einzigen Wettkampf seither. Dafür feiert er beim Berlin Marathon 2021 nicht nur sein großes Comeback. Er hat Außergewöhnliches vor im Herbst 2021 und will sowohl den World Marathon Major in der deutschen Hauptstadt als auch sechs Wochen später jenen in New York auf hohem Niveau bestreiten. Und das alles mit dem Körper eines 39-Jährigen. Ein ambitioniertes Vorgehen freilich, aber der Berliner Renndirektor Mark Milde erinnerte bei der heutigen Pressekonferenz an Bekeles Landsfrau Gete Wami, die 2007 fünf Wochen nach ihrem Sieg beim Berlin Marathon in New York den zweiten Platz hinter Paula Radcliffe belegt hat: „Es ist nicht out-of-the-world!“
Spurlos gehen zwei Jahrzehnte Spitzensport, insbesondere in der herausragenden Qualität, wie sie Kenenisa Bekele angeboten hat, sicherlich nicht an einem Körper vorbei, das weiß auch der Äthiopier. Dass er als 39-Jährige einen biologischen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu eigenen Vorwerten oder dem Leistungspotenzial von Kontrahenten haben könnte, sieht er nicht: „Mein Alter ist kein schlechtes für den Marathon. Außerdem fühle ich mich jünger als 39 und spüre immer noch viel Energie im Körper.
So unkonstant und oft durchwachsen der Teil seiner Karriere nach dem Wechsel in den Marathon auch gewesen sein mag, in Berlin hat der Superstar schon so manche Superleistung vollbracht, der Weltrekord war zweimal so nahe. 2016 gingen im Duell um den Sieg gegen Wilson Kipsang die entscheidenden Sekunden verloren, um in einer Siegerzeit von 2:03:03 Stunden den damaligen Weltrekord von Dennis Kimetto von 2:02:57 Stunden zu steigern. Drei Jahre später stürmte Bekele in Berlin zu einer Zeit von 2:01:41 Stunden und schrammte um zwei Sekunden am Weltrekord von Eliud Kipchoge vorbei. Es gibt Stimmen, die behaupten, die Leistung war weltrekordverdächtig, da eine Baustelle eine marginale Streckenverlängerung im direkten Vergleich zu Kipchoges Rennen bedeutete, die möglicherweise die Zeitdifferenz erklärt.
Bekele bildet gemeinsam mit seinem Landsmann Guye Adola, der seine beste Karriereleistung beim Berlin Marathon 2017 zeigte, die Spitze des Rennens. Damals feierte er sein Marathon-Debüt und hätte beinahe Olympiasieger Eliud Kipchoge besiegt. In 2:03:46 Stunden wurde er Zweiter. Seither ist dieses Leistungsniveau für den 30-Jährigen unerreichbar. 2019 überzeugte er mit dem Sieg beim Halbmarathon Rom-Ostia in 1:00:17 Stunden sowie mit Rang drei beim Valencia Marathon in einer Zeit von 2:04:42 Stunden.
Das Duo will in einer Zeit von 1:01:00 Stunden den Halbmarathon anlaufen. Bekele ist zuversichtlich, das Tempo laufen zu können und hinterlässt zwei Tage vor dem Rennen einen fitten und insbesondere selbstbewussten Eindruck. „Ich weiß, dass ich keine Erfahrungswerte vorweisen kann. Ich bin schließlich seit zwei Jahren keinen Marathon gelaufen. Ich möchte die Chance hier und in New York nutzen, zu zeigen, was ich drauf habe“, so der dreifache Olympiasieger auf der Bahn. Und das könnte viel sein, der Weltrekord von 2:01:39 Stunden scheint nicht außerhalb der Denkweite sowohl des Athleten als auch des Veranstalters zu sein. Renndirektor Mark Milde hielt die Karten verdeckt, Detailliertes wolle man erst am Tag vor dem Start besprechen. Bekele verneinte bei der Pressekonferenz die Annahme, am Sonntag wäre altersbedingt seine letzte Chance auf den Marathon-Weltrekord. Sein Agent Jos Hermens meinte, sein Schützling sei noch gut genug für mehrere Chancen auf einen Weltrekord-Angriff, jene am Sonntag sei allerdings die Beste.
Neben den beiden äthiopischen Spitzenläufern wird sich wohl eine zweite leistungsstarke Gruppe mit Athleten, die persönliche Bestleistungen im Bereich von 2:05 und 2:06 Stunden haben, bilden. Dazu gehören Eliud Kiptanui aus Kenia, der vor sechs Jahren hinter Eliud Kipchoge in Berlin Zweiter war, seine Landsleute Philemon Kacheran, Festus Talam, Michael Njenga, die Äthiopier Tade Abate, Sieger des Hamburg Marathon 2019, Olika Adugna, Tesfaye Lencho, Okbay Tsegay aus Eritrea sowie der Japaner Hidekazu Hijikata, im Februar in persönlicher Bestleistung von 2:06:26 Stunden Zweiter beim Lake Biwa Mainichi Marathon, dem am breitest besetzten Marathonlauf im bisherigen Kalenderjahr.
Die deutsche Flagge hält in Abwesenheit der Olympioniken Philipp Pflieger hoch. In den letzten Jahren gelang dem 34-Jährigen, der unter der Regie des italienischen Trainerroutiniers Renato Canova trainiert, nicht immer alles, 2020 lief er beim Valencia Marathon aber eine persönliche Bestzeit von 2:12:15 Stunden. Diese möchte er am Sonntag gerne verbessern und wohl aggressiv darauf anlaufen. Wie gut das Laufgefühl wirklich sein wird, darüber ist sich der Deutsche noch etwas unsicher. Im Trainingslager wurde er von einem Infekt zurückgeworfen und musste eine Woche Pause einlegen, was kleine Fragezeichen produziert. Die Generalprobe beim Generali Berlin Halbmarathon vor fünf Wochen verlief mit einer Zeit von 1:03:03 Stunden im Bereich seiner Bestleistung.