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Ein neues Siegergesicht in Paris

Die Abendsonne über dem leider bei weitem nicht gefüllten Stade Sebastien Charlety in Paris stand bereits tief, als der Startschuss zu jenem 3.000m-Hindernislauf fiel, den Experten als den am besten besetzten aller Zeiten bezeichneten. Also besser als jener bei den…

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© IAAF Diamond League / Jean-Pierre Durand
© IAAF Diamond League / Jean-Pierre Durand
Die Abendsonne über dem leider bei weitem nicht gefüllten Stade Sebastien Charlety in Paris stand bereits tief, als der Startschuss zu jenem 3.000m-Hindernislauf fiel, den Experten als den am besten besetzten aller Zeiten bezeichneten. Also besser als jener bei den Olympischen Spielen in Rio. Die hohen Versprechungen erfüllte das von Pacemakerin Caroline Tuigong angeführte Weltklassefeld vom ersten Moment an. 2:59,94 Minuten war die Zwischenzeit der Spitze nach dem ersten Kilometer. Dass der Weltrekord von Ruth Jebet, aufgestellt bei diesem Meeting im vergangenen Jahr, allerdings auf der Laufbahn im Stade de France, in Gefahr geriet, wurde immer unwahrscheinlicher, je länger das Rennen dauerte. Jebet selbst hatte auf der Pressekonferenz am Freitag noch einen angekündigt, im Mitteldrittel überließ sie aber Beatrice Chepkoech die Führung. Die Olympia-Vierte hatte jedes ihrer Rennen in dieser Saison auf Platz zwei beendet, zwei Rivalinnen hatte sie noch im Rücken, als die Uhr bei 2.000m bei einer Zeit von 6:00,31 Minuten anhielt. Die Weltjahresschnellste Celliphine Chespol war die Dritte im Bunde, während Weltmeisterin Hyvin Kiyeng als alleinige Verfolgerin einige Sekunden später folgte, noch im dynamischen Schritt.

Sturz von Jebet hinterlässt Duell um den Sieg

Nur wenige Sekunden änderte sich die Ausgangslage komplett. Olympiasiegerin Ruth Jebet stürzte bei der Landung im Wassergraben und fiel hinter Kiyeng auf den vierten Platz zurück. Chespol übernahm nun die Initiative und wollte nach Eugene einen zweiten großen Sieg anpeilen, ihre Verfolgerin Chepkoech schien erleichtert, dass endlich jemand anders die Tempoarbeit übernahm. Kurz nachdem Chespol über die Schulter schaute und damit eine erste Schwäche signalisierte, schaltete Chepkoech anfangs der letzten Runde einen Gang hoch und entschied das Rennen längst vor dem letzten Wassergraben für sich. Die 25-Jährige, die erst vor 14 Monaten ihr ersten Hindernisrennen absolvierte und in dieser Saison den Sprung in die Weltklasse schaffte, feierte nach vier zweiten Plätzen endlich ihren ersten Sieg und krönte diesen Erfolg mit einer großartigen Zeit: 9:01,69 Minuten. „Ich wäre gerne noch schneller gelaufen, aber das war mit diesem Wind heute schwierig“, erklärte sie nachher angesichts der dritten Weltklassezeit in wenigen Wochen fast ein bisschen überheblich. Weltmeisterin Hying Kiyeng überholte noch auf der Zielgerade die erschöpfte Junioren-Weltmeisterin Celliphine Chespol und wurde mit vier Sekunden Rückstand auf die überragende Siegerin Zweite. Kiyeng, die in Doha gewann, führt nun die Qualifikation für das Diamond-League-Finale punktegleich mit Chepkoech an. In fünf Diamond League Rennen in dieser Saison (zwei im Rahmenprogramm, also nicht für die Gesamtwertung entscheidend) gab es nun fünf verschiedene Siegerinnen: Alle aus Kenia oder kenianischer Herkunft.

Schlumpf nahe an Landesrekord

Nach ihrem Missgeschick lief Jebet das Rennen als Vierte aus, Emma Coburn sicherte sich den inoffiziellen Titel des „best of the rest“ vor der Äthiopierin Etenesh Diro, die mit einer persönlichen Bestleistung überzeugte. Überzeugen konnte einmal mehr auf die Schweizerin Fabienne Schlumpf, die ihre schwierige Aufgabe in diesem Weltklassefeld hervorragend löste und als Achte in einer Zeit von 9:22,01 Minuten nur knapp an ihrem frischen Schweizer Landesrekord vorbeilief. „Der verpasste Rekord nervt mich ein bisschen. Das wäre nämlich das Tüpfelchen auf dem i gewesen“, analysierte die Schweizerin, die sich zuerst ganz hinten einordnete und mit einer starken zweiten Rennhälfte noch einige Positionen gutmachte. „Aber ich spare mir den Ausreißer nach oben für London auf.“ Mit diesem Resultat war die 26-Jährige schneller als die Äthiopierin Sofia Assefa und deutlich schneller als alle anderen Europäerinnen im Rennen. Bis zu den Weltmeisterschaften wird Schlumpf nun keinen Wettkampf mehr bestreiten und sich in einem Höhentrainingslager auf den Saisonhöhepunkt bestmöglich vorbereiten.
 

Hassan besiegt Kipyegon

Ein sehr spannendes Duell zwischen Olympiasiegerin Faith Kipyegon und der bisher deutlich Weltjahresschnellsten Sifan Hassan brachte der 1.500m-Lauf der Damen. Die „neue“ Hassan reihte sich nach einem enorm schnellen Beginn der Pacemakerin Halimah Nakayi aus Uganda (unglaubliche 60,95 Sekunden für die erste Runde!) sofort an zweiter Position ein, Kipyegon wählte den Windschatten der Holländerin. Während der Großteil des Feldes große Probleme mit der Laufgeschwindigkeit hatte, hängte sich die Äthiopierin Gudaf Tsegay an das Spitzenduo an. Ausgangs der vorletzten Runde setzte sich Kipyegon neben die führende Hassan, die die Innenbahn blockierte. Mit langen Schritten hielt das Duo fast synchron die Geschwindigkeit, Hassan lag immer noch vorne und widerstand auch der letzten Tempoverschärfung der Kenianerin auf der Zielgerade. Die 24-Jährige feierte einen äußerst beeindruckenden Sieg in einer starken Zeit von 3:57,10 Minuten (bereits die dritte Zeit knapp über 3:57 Minuten für Hassan in diesem Jahr, Anm.) vor Kipyegon, die sich in einer Zeit von 3:57,51 Minuten mit einer Saisonbestleistung trösten konnte. „Das ist ein sehr bedeutender Sieg für mich, weil ich mich in einem starken Feld durchsetzen konnte“, freute sich die in den USA trainierende Holländerin. Mit persönlichen Bestleistungen belohnten sich die drittplatzierte Tsegay, die in 3:59,55 Minuten erstmals unter vier Minuten blieb, und Europameisterin Angelika Cichocka auf Rang vier mit 4:01,61 Minuten. Die Polin liegt nun in der Diamond-League-Finalqualifikation auf Rang drei hinter der zweifachen Saisonsiegerin Sifan Hassan und Shanghai-Siegerin Kipyegon.
 

Edris bremst Kwemois Erfolgsserie

Besonders aufgrund seiner Glanzleistung bei den kenianischen Meisterschaften im 1.500m-Lauf (siehe RunAustria-Bericht) war der Kenianer Ronald Kwemoi als Favorit für den 3.000m-Lauf nach Paris gekommen. Eine Disziplin, die er ebenfalls sehr gut beherrscht, nicht erst seit seinem Sieg in Doha. Doch in der französischen Hauptstadt fand der 21-Jährigen seinen Meister im Äthiopier Muktar Edris, den er lange Zeit verfolgte und auf der Gegengerade der letzten Runde überholte. Doch Edris eröffnete aus der dritten Position auf der Außenbahn einen höchst dynamischen Schlussspurt, dem keiner etwas zu widersetzen hatte. Mit einer persönlichen Bestleistung von 7:32,31 Minuten fügte Edris Kwemoi die erste Niederlage in dieser Saison zu. „Ich bin sehr gut vorbereitet hierhergekommen und habe eine persönliche Bestleistung erwartet. Das Speedtraining für ein kraftvolles Finale hat sich ausgezahlt!“, strahlte der Sieger nach dem Rennen. Yomif Kejelcha, der früh den Federhandschuh hingeworfen hatte und mit einer massiven Tempoverschärfung eingangs der letzten Runde den Pulk auseinandergezogen hatte, kam als Dritter ins Ziel. Mit dem dritten Podestplatz im dritten Diamond League Rennen verteidigte er die Führung in der Qualifikation für das Finale vor Kwemoi und Edris.
In einem abwechslungsreichen Rennen mit vielen Führungswechseln zeigten der fünftplatzierte Spanier Adel Mechaal (7:35,28 Minuten), der sechstplatzierte US-Amerikaner Ben True (7:35,53 Minuten) und der siebtplatzierte Australier Patrick Tiernan (7:39,28 Minuten) mit persönlichen Bestleistungen auf. Der Marokkaner Abdelaati Iguider demonstrierte als Zehnter erneut, dass er meilenweit von seiner Topform entfernt ist. Einen Tag zum Vergessen erlebte der neue kenianische Meister Cyrus Rutto, der in einer unterirdischen Zeit von 8:04,56 Minuten als Vorletzter ins Ziel kam.
 

Lebenszeichen von Amos

Einst war Nijel Amos, im Sog David Rudishas Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen von London im zarten Alter von 18 Jahren, der Star der Zukunft. Doch Misserfolge bei internationalen Meisterschaften gepaart mit Verletzungen warfen den Youngster aus Botswana weit zurück. Umso überraschender kam es, dass der nun 23-Jährige beim Diamond League Meeting in Paris derartig aufzeigen konnte. „Es ist ein gutes Gefühl, zurück auf dem Siegerpodest zu sein. Das gibt mir eine Menge Selbstvertrauen Richtung London“, sagte er nach seinem Überraschungserfolg. Von Beginn an erwischte er mit einer offensiven Taktik die Konkurrenz auf dem falschen Fuß. Kipyegon Bett übernahm zwar auf der Gegengerade der letzten Runde die Führung, doch Amos konterte auf der Zielgerade und wendete das Blatt noch. Seine Rückkehr auf den WM-Favoriten-Zettel der Experten manifestierte er in einer Zeit von 1:44,24 Minuten, knapp dahinter folgten Bett und der mit sehr angestrengtem Gesicht spurtende Ferguson Rotich. Während Pierre Ambroise Bosse bei seinem Comeback auf höchster Ebene als zweitbester Europäer hinter dem fünftplatzierten Amel Tuka als achtbarer Siebter ins Ziel kam und damit zwei Punkte für die Diamond-League-Wertung ergatterte, liegt Kiypegon Bett in diesem Ranking mit 22 Zählern nun weit vorne.
 

Diamond League Meeting in Paris

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